HERO STORY Crowdfunding für die neuen Ideen Was vor drei Jahren für die beiden freien Journalistinnen als Teilzeit-Business begann, hat sich zum Fulltime-Job entwickelt. Klingner hat ihre freien Engagements fast gänzlich aufgegeben, Rönicke arbeitet noch für den Deutschlandfunk. Wenn sie nicht podcastet, schreibt die studierte Erziehungswissenschaftlerin Bücher über Sex und Emanzipation, zuletzt eine Biografie über Beate Uhse. Mit anspruchsvollen Hördateien Umsatz zu machen, bedeutet Aufwand. Das Geld dafür lässt sich nicht ausschließlich mit Werbung einspielen. Schließlich will haus eins die Hörer*innen nicht mit billigen Spots zuballern. Inzwischen werden vier Reihen von der Fangemeinde unterstützt. Für „Anekdotisch evident“, „Halbe Katoffl“, „Lila Podcast“ und der Podcast- „Wochendämmerung“ sammeln die Gründerinnen per Crowdfunding Geld. „Wir verbuchen das als großen Erfolg, dass unsere Hörer*innen bereit sind, Projekte zu finanzieren“, sagt Klingner. Doch nicht nur das Geld muss vernünftig verwaltet werden, auch die Zeit. Anfangs produzierten Klingner und Rönicke hauptsächlich, heute sind sie auch beratend tätig, helfen bei der Entwicklung von Formaten, von der vagen Idee bis hin zur ersten Episode, schreiben Angebote und Rechnungen, müssen Werbekunden und Finanzierungspartner an Land ziehen und lästige Themen wie die Umsatzsteuervoranmeldung im Blick behalten. Obwohl sich beide fest vorgenommen hatten, nicht wie ein typisches Startup zu expandieren, sondern Slow Business zu betreiben, wurden die Arbeitstage immer länger – vollgepackt mit Terminen. Bis sie beide im vergangenen Jahr regelrecht ausbrannten und für ein paar Wochen ausfielen. „In der Theorie ist Slow Business schön und gut, in der Praxis sieht das dann aber auch oft anders aus“, sagt Klingner. Sie mussten erst lernen, Nein zu sagen. Heute wird ein Auftrag auch mal abgelehnt, wenn er nicht angemessen bezahlt wird. Beide mussten erst lernen, Nein zu sagen. Heute wird ein Auftrag auch mal abgelehnt, wenn er nicht angemessen bezahlt wird. Klingner sitzt in München, ihre Co-Gründerin und Freundin Katrin Rönicke lebt in Berlin und ist wie Klingner ebenfalls zweifache Mutter. Wie funktioniert ein Team, das sich im Jahr höchstens zweimal leibhaftig sieht? Unter der Woche wird viel geslackt, auch mit den Kolleg*innen, die neben Berlin über die Städte Magdeburg, Köln und Augsburg verteilt sind. „Am Freitag skypen Katrin und ich“, erklärt Klingner. Damit kein Thema und kein Termin durchrutscht, legt jede mithilfe von Evernote, eine Art digitaler Post-it-Software, eine Liste an. Zwei Stunden sind für den Binnenaustausch und die Frage: „Wie war deine Woche?“ fest reserviert. Längst arbeiten Klingner und Rönicke nicht mehr als Two-Women-Show. 15 Freelancer*innen werkeln für hauseins, darunter Cutter*innen, Moderator*innen und Redakteur*innen. „Es macht uns stolz, dass wir unter fairen Bedingungen Menschen die Möglichkeit geben können, mit ihrer Arbeit einen Teil ihres Lebensunterhalts zu bestreiten“, so die Gründerin, die sich noch allzu gut an ihr Dasein als gestresste Freiberuflerin im Medien-Business erinnern kann. Um nichts in der Welt würde sie einen Platz in einer Redaktion gegen den in ihrer Abstellkammer eintauschen wollen. Viele Jahre arbeitete Susanne Klingner als freie Autorin, unter anderem für die SZ. Bei einem Journalismusstipendium in den USA erkannte sie: „Podcast ist mein Medium!“ 26
HERO STORY WIE GEHT PODCAST, SUSANNE? Welche Technik nutzt du für die Produktion deiner Podcasts? Ich nutze das Mikro Røde Procaster, das funktioniert ziemlich gut. Für die Audioaufnahmen habe ich mir das Zoom H6 zugelegt. Mit dem kann man vier Spuren gleichzeitig aufnehmen, was praktisch ist, wenn mit mehreren Leuten gesprochen wird. Für die Arbeit zu zweit tut es auch ein USB-Mikro. Das nutzen wir auch für Beiträge, die wir remote erstellen. Die gibt es schon für 100 bis 150 Euro. Das reicht für den Anfang völlig aus und man kann schnell loslegen. Gute Audiorekorder sind deutlich teurer. Dafür muss man zwischen 300 und 600 Euro berappen. Für einen sauberen Sound, der nicht nach Klinik oder Kathedrale klingt, kann man sich – Achtung, kein Witz! – vor einen offenen und gut gefüllten Kleiderschrank setzen. Ich nutze bei mir daheim die Abstellkammer, die ist 1,60 mal 1,60 Meter groß. An die Zimmerdecke habe ich für einen noch besseren Klang Basotect-Platten geklebt. 27
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