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XPLR Magazin 03/2022

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Liegt die Zukunft von Medien im Web3? Meetings, die im Metaverse stattfinden, Wallets, die eine Paywall ersetzen, und Artikel, die als NFT versteigert werden: Das Web3 hat das Potenzial, Abläufe, Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle in der Medienbranche zu revolutionieren. Während manche noch über Sinn und Unsinn des neuen Internets diskutieren, haben andere Blockchain & Co. längst als Zukunftstechnologie akzeptiert. Vordenker:innen, Startups und etablierte Medienhäuser aus Bayern erproben schon jetzt Anwendungsfälle für die Branche. Tauche ein ins Web3 und entdecke im Heft mutige Innovator:innen, Einschätzungen von Expert:innen und inspirierende Cases.

WEB3-STUDIE WEB3-STUDIE

WEB3-STUDIE WEB3-STUDIE Wo liegen die Chancen von Web3? GLOSSAR Welche Low Hanging Fruits sind für die Branche interessant? DARIN SIND SICH DIE EXPERT:INNEN EINIG: 7 BEGRIFFE – KURZ ERKLÄRT Neue Finanzierungsmodelle ermöglichen es Medienunternehmen, sich von BJÖRN JANSEN, Co-Founder NFTmunich/ 24acht, München „Die Technologie der Non-Fungible Tokens, die das Web3 mit ermöglichen, ist gekommen, um zu bleiben. Das ist das, wo wir Anwendungsfälle für die Zukunft sehen werden. Ich glaube, hier wird Magie passieren.“ Werbeeinnahmen und etablierten Plattformen zu emanzipieren. Konsument:innen können über Communities, NFTs und neue Organisationsformen aktiv einbezogen und dauerhaft an Unternehmen gebunden werden. Die transparenten Strukturen erlauben neue Formen der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Kreator:innen. Inhalte können durch Weiterverkäufe auf Secondary Markets langfristig Einnahmen generieren. CHRISTIAN SCHIFFER, Tech-Journalist, Bayerischer Rundfunk „Die Chancen liegen darin, sich von zentralisierten Plattformen wie Facebook unabhängiger zu machen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Frage, wie mit Urheberrechten umgegangen wird, vereinfacht. Wenn wir beispielsweise über ein Video sprechen, das Fremdmaterial enthält. Dieses Fremdmaterial ist tokenisiert, es stehen Smart Contracts dahinter. Dann kann ich es verwenden und es wird im Hintergrund einfach abgerechnet – ich muss nicht 500 Anfragen stellen.“ Blockchain: fälschungssichere und dezentrale Datenketten. Auf der Blockchain sind Transaktionen chronologisch festgehalten sowie Eigentumsrechte und Handelsbedingungen (Smart Contracts) festgeschrieben. Die Informationen sind für jede:n abrufbar, unveränderlich und liegen nicht bei einer zentralen Instanz wie zum Beispiel auf einem Server. Smart Contract: Mit Smart Contracts werden Handelsbedingungen auf einer Blockchain festgelegt. Es sind Verträge, deren Bedingungen automatisch und ohne Autorisierung durch eine Person umgesetzt werden. Zum Beispiel die Auszahlung von 20 Prozent des Verkaufserlöses an den oder die Urheber:in eines NFTs. DAO: die Abkürzung für „Dezentralisierte Autonome Organisation“. Eine DAO funktioniert ohne hierarchisches Management, ihre Regeln sind im Smart Contract programmiert. Entscheidungen werden im Konsens- Prinzip von allen Mitgliedern getroffen. DARIN SIND SICH DIE EXPERT:INNEN EINIG: Medienunternehmen sollten Mitarbeitende schon jetzt mit den Mechanismen und Konzepten des Web3 vertraut machen und bestehende Use-Cases ausprobieren. Der nächste Schritt sind kleinere Experimente mit Web3-Mechaniken und -Technologien, etwa NFTs als Sammlerobjekte oder Ticketing-Mechanismen. Mit auf Token basierenden Belohnungssystemen lassen sich Nutzer:innen ermutigen, personalisierte Werbung zuzulassen, an Umfragen teilzunehmen, Kommentare zu verfassen und regelmäßig ein Angebot zu besuchen. „Es ist wie bei allen neuen Technologien. Es muss in den Gewohnheitsmustern der Menschen ankommen. Dazu braucht es viele Education-Formate. Wo liegen die Risiken von Web3? DARIN SIND SICH DIE EXPERT:INNEN EINIG: Das Web3 ist derzeit relativ unzugänglich und wenig intuitiv. Nur wer sich mit komplexen Mechanismen auseinandersetzt und Projekte gut durchdenkt, kann schädlichen Opportunismus, Angriffe auf fehlerhafte Smart Contracts und dauerhaft festgehaltene Verfehlungen vermeiden. Kehrseite der Transparenz der Web3-Technologien ist die Überwachung der Datenströme, durch die dezentrale Werbe- und Datenmarktplätze entstehen könnten. Gefahren durch Scammer, Kriminelle und Hacker drohen auch im Web3. BJÖRN JANSEN, Co-Founder NFTmunich/ 24acht, München PROF. DR. FLORIAN MATTHES, Informatik, TUM/Co-Founder Blockchain Bayern „Dieses komplett freie Konzept des Web3 ist an vielen Ecken schon verwundbar. Wenn man sich nicht umfänglich informiert hat oder schlampig arbeitet, kann es sogar sehr gefährlich werden – auch für das eingesetzte Kapital.“ „Die Strukturen und Funktionen sind aus Sicht von Nutzern bisher nicht zu verstehen – und auch nicht so recht zu nutzen.“ FOTO: ADOBE STOCK Metaverse: von Neal Stephenson im Roman „Snow Crash“ Anfang der 1990er geprägter Begriff. Die Vision einer virtuellen Welt, in der sich Menschen mithilfe von Virtual-Reality-Brillen als digitale Figuren (Avatare) bewegen, spielen und arbeiten. NFT: steht für Non-Fungible Token. Ein einzigartiges, nicht austauschbares digitales Gut, das auf einer Blockchain gespeichert ist. Der Token ist der Eigentumsnachweis für einzelne, digitale Assets wie Kunstwerke oder Sammelobjekte. Bekannte NFTs sind zum Beispiel CryptoPunks, Bored Ape Yacht Club und der erste Tweet von Twitter-Gründer Jack Dorsey. Kryptowährung: eine digitale Währung, die auf Basis der Blockchain-Technologie generiert und gespeichert wird. Die größte und bekannteste Kryptowährung ist Bitcoin, gefolgt von Ether. Wallet: eine digitale Geldbörse. Sie ermöglicht den Kauf von Kryptowährungen und NFTs und speichert diese. DR. ANNETTE DOMS Kunsthistorikerin, Gründerin xcircle, München CHRISTIAN SCHIFFER, Tech-Journalist, Bayerischer Rundfunk Ein NFT mit einer schönen Utility und einer langfristigen Roadmap ist definitiv für jedes Medienhaus sinnvoll. Dadurch kann man die Leute mit dem Wallet-Thema vertraut machen und Aufklärung zur Sicherheit betreiben. Und man kann es gleich als Teilnahmezertifikat für Events kreieren.“ „Die einzelnen Abos im Medienbereich sind ein riesiges Problem. Ich stehe permanent vor verschlossenen Türen. Eigentlich wäre die Logik, einen digitalen Grossisten zu haben, der eine Plattform bietet und am Ende die Artikel abrechnet. So was gibt es in der analogen Welt, fehlt aber im Digitalzeitalter.“ 38 39