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XPLR Magazin 03/2022

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Liegt die Zukunft von Medien im Web3? Meetings, die im Metaverse stattfinden, Wallets, die eine Paywall ersetzen, und Artikel, die als NFT versteigert werden: Das Web3 hat das Potenzial, Abläufe, Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle in der Medienbranche zu revolutionieren. Während manche noch über Sinn und Unsinn des neuen Internets diskutieren, haben andere Blockchain & Co. längst als Zukunftstechnologie akzeptiert. Vordenker:innen, Startups und etablierte Medienhäuser aus Bayern erproben schon jetzt Anwendungsfälle für die Branche. Tauche ein ins Web3 und entdecke im Heft mutige Innovator:innen, Einschätzungen von Expert:innen und inspirierende Cases.

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HERO STORY HERO STORY Die Firmenzentrale in der Münchner Parkstadt Schwabing trägt den Namen ARRIAL. Wenn im Dolby Theatre in Los Angeles die Oscars verliehen werden, zählt man in Schwabing genau mit. Im März, bei der 94. Verleihung der Academy Awards, wurden von den neun Produktionen, die als „Bester Film“ nominiert waren, sieben mit Kameras des Münchner Familienunternehmens ARRI gedreht. Für den Preisträger „Coda“ verwendete die Kamerafrau Paula Huidobro Objektive von ARRI. Allein in den vergangenen zwölf Jahren wurden elf Preisträger in der Kategorie „Beste Kamera“ mit ARRI-Kameras gefilmt. Bayerische Technik in Hollywood Die meisten Münchner:innen kennen „das ARRI“, das Kino in der Türkenstraße und den Gründungssitz von ARRI. Inzwischen heißt das Kino „ASTOR Film Lounge im ARRI“, das Unternehmen zog Ende 2019 in eine neue Firmenzentrale. Von außen sieht der Neubau in der Parkstadt Schwabing aus wie ein Kameragehäuse. Drinnen befinden sich alle Zentralfunktionen von ARRI sowie alle Abteilungen des Geschäftsbereichs Camera Systems – von der Entwicklung über die Produktion bis hin zu Vermarktung und Service. Mehr als 600 Menschen arbeiten hier unter einem Dach, von Ingenieur:innen über Software- Entwickler:innen bis hin zu Spezialist:innen in Vertrieb und Marketing. Weltweit beschäftigt ARRI 1.300 Mitarbeitende in 16 Ländern. Im Foyer rekonstruiert das ARRI-Museum die Firmenhistorie – und zeigt ein Stück Filmgeschichte. Die ältesten dort ausgestellten Kameras haben an der Rückseite eine Kurbel, daher kommt der Ausdruck „einen Film drehen“. Die Konferenzräume sind nach einigen der bekanntesten ARRI-Filme benannt: darunter „Skyfall“, „Das Boot“ und „Der schwarze Jack“. Letzterer ist ein Isar-Western, den die Firmengründer August Arnold und Robert Richter 1918 gedreht haben, ein Jahr nach der Gründung ihrer Firma ARRI – kurz für Arnold und Richter. „Wir fertigen Werkzeuge für die Kreativen“, sagt Henning Rädlein, Head of Marketing & Digital Workflow Solutions, Camera Systems, „und zwar die bestmöglichen.“ Rädlein arbeitet seit 20 Jahren bei ARRI und weiß: Es ist der Innovationsgeist, der das Unternehmen seit seiner Gründung antreibt. Alle paar Jahre entwickelt ARRI eine neue Kamera. Zubehör und Software haben kürzere Zyklen. Der erste Verkaufsschlager von ARRI wurde 1937 die ARRIFLEX 35. Diese erste in Serie gebaute Spiegelreflex-Filmkamera ermöglichte es, durch den Sucher exakt das Bild zu sehen, das man gerade aufnahm. Sie war leichter, erlaubte dynamische Kameraschwenks und produzierte weniger statische Bilder. „Die ARRIFLEX 35 war der Grundstock für die Erfolgsgeschichte von ARRI“, sagt Rädlein. Innovation trägt den Erfolg Seitdem hat ARRI-Technik Kino, Fernsehen und Werbung maßgeblich verändert. Zu Stummfilmzeiten beispielsweise machten die gängigen Kameras viel Lärm. Als die Störgeräusche beim Filmdreh zum Problem wurden, erfand ARRI im Jahr 1965 eine kompakte, geräuschisolierende Kamera für 16 mm, im Jahr 1972 für 35 mm. Ende der 2000er-Jahre wagte das Unternehmen den bisher größten Schritt in seiner Firmengeschichte, indem es digitale Kameras entwickelte. Der große Durchbruch beim digitalen Filmen gelang ARRI mit der ALEXA, die im September 2009 auf der International Broadcasting Convention (IBC) in Amsterdam vorgestellt und ab Juni 2010 geliefert wurde. Vorher baute der Hersteller ausschließlich analoge Kameras, ohne Elektronik und Programmierung. Die ALEXA ist ein voller Erfolg: „Sie ist die meistverkaufte digitale High-End-Filmkamera“, sagt Henning Rädlein. Digitalkameras sind heute der Standard beim Filmdreh. Innovation bedeutet nicht nur technologischen Fortschritt, sondern auch Vielfalt DIESE FILME UND SERIEN WURDEN MIT ARRI-KAMERAS GEDREHT (AUSWAHL): Das Boot (1981) GoodFellas (1990) Das fünfte Element (1997) Herr der Ringe (ab 2001) James Bond 007 (ab 2008) Ein Quantum Trost, Skyfall, Spectre, Keine Zeit zu sterben Game of Thrones (ab 2011) The Wolf of Wall Street (2013) Rogue One: A Star Wars Story (2016) Succession (seit 2018) Dune (2021) Coda (2021) u. v. m. – und ein breites Angebot. ARRI ist berühmt für seine Kameras, hat sich aber nie nur auf einen Bereich verlassen. So baut ARRI auch Objektive und Zubehörteile für eigene und andere Kameras. Einst fertigte das Unternehmen auch Filmkopiermaschinen, Schneidetische und Entwicklungsmaschinen für analoge Filme. Den Filmscanner ARRISCAN, mit dem Archive heute noch analoges Material digitalisieren, stellt ARRI nach wie vor her. ARRI-Kamerasysteme kamen außerdem schon in der Medizin, zum Beispiel als Röntgenfilmkameras, und bei vielen Industrieanwendungen zum Einsatz. Ein weiterer wesentlicher Geschäftsbereich ist die Beleuchtungstechnik. Seit 1924 stellt ARRI Scheinwerfer her, seit 1953 am Standort von ARRI Lighting in Stephanskirchen bei Rosenheim. ARRI fertigt dort nicht nur Kunstlichtscheinwerfer und Tageslichtlampen, sondern auch LED-Leuchten für Filmaufnahmen, Broadcast-Studios, Veranstaltungen, Theater und Fotostudios. In Stephanskirchen produziert ARRI unter anderem den hochmodernen, energiesparenden LED- Scheinwerfer Orbiter. ARRI-Licht scheint zum Beispiel im Studio der „Tagesschau“ und in den neuen WELT/N24-TV-Studios. „Wir fertigen Werkzeuge für die Kreativen, und zwar die bestmöglichen.“ HENNING RÄDLEIN, HEAD OF MARKETING & DIGITAL WORKFLOW SOLUTIONS, CAMERA SYSTEMS ARRI stellt nicht nur Kameras, sondern auch Beleuchtungstechnik her, wie den LED- Scheinwerfer ARRI Orbiter. 26 27