HERO STORY 42
Sham, was hat dich auf die Idee gebracht, einen Newsletter zu starten? Meine jüngere Schwester Aya wollte ständig von mir hören, was in der Welt passiert. An der Uni bin ich weiter in die Rolle der Weltpolitik-Erklärerin hineingewachsen, denn auch Kommiliton:innen hatten Fragen dazu, was gerade in Ghana passiert oder wie die aktuelle Politik in Taiwan ist; also zu Themen und Regionen, mit denen wir uns akademisch eher weniger beschäftigt hatten. Ich habe mich immer gewundert, wieso. So habe ich angefangen, Freund:innen und Bekannte schriftlich mit News zu versorgen. „Wir ertrinken in einer Flut von Nachrichten. Die Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Kuratierung und Einordnung.“ Du hast bereits auf das Medium Newsletter gesetzt, als es in erster Linie für Werbezwecke verwendet wurde und es noch keinen Hype um dieses journalistische Format gab. Welches Potenzial hast du gesehen? Als ich 2014 mit „what happened last week?“ anfing, wurde ich belächelt, denn Newsletter galten als „old school“. Doch für mich sind sie nach wie vor ein sehr intimer, direkter Zugang zu meinen Leser:innen. Ich empfinde es als großen Vertrauensvorschuss, wenn sie mir ihre E-Mail-Adresse geben. Der Hype um das Medium rührt meiner Meinung nach daher, dass die Menschen ein starkes Bedürfnis nach Kuratierung haben. Alle Medien kämpfen um Aufmerksamkeit, was dazu führt, dass wir in einer schieren Flut von Nachrichten ertrinken. Es ist der Mehrwert meines Newsletters, dass ich mir Gedanken mache, welche Nachrichten für meine Zielgruppe relevant sind. Damit komme ich diesem großen Wunsch nach Einordnung entgegen. Welche Zielgruppe erreichst du? Die Mehrheit meiner 14.000 Abonnent:innen ist weiß und hat einen akademischen Hintergrund. Sie kommen überwiegend aus westlichen Ländern, jedoch sind unter den 100 Ländern, in denen mein Newsletter gelesen wird, auch Staaten wie Französisch- Guayana oder Bangladesch. Letztens habe ich mit ein paar älteren Herren aus Ghana in einem Leser:innen-Interview gesprochen. Alle meine Leser:innen eint das Gefühl, sie wüssten nicht genug darüber, was sonst noch in der Welt passiert. Sie fühlen sich von den Mainstream-Medien nicht abgeholt. SHAM JAFF Hat sich die Themensetzung seit dem Start 2014 verändert? Früher galt mein Fokus mehr der gesamten Welt, heute sind es die Kontinente Südamerika, Asien und Afrika. Einfach weil die Themen dieser Kulturen in den Medien unterrepräsentiert sind. Ich beschäftige mich vor allem mit sozialer Gerechtigkeit beziehungsweise Ungerechtigkeit sowie dem Klimawandel.
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