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XPLR Magazin 02/2021

Q & A PASSEN NACH-

Q & A PASSEN NACH- HALTIGKEIT UND INFLUENCER- MARKETING ZUSAMMEN? Die Mediengestalterin Charlotte Schüler legt als Influencerin einen Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. Auf Instagram folgen ihr mittlerweile 45.000 Menschen. Außerdem gibt die Münchnerin Workshops und gründet gerade ein Fair Fashion Label. Wieso hast Du dich für das Thema Nachhaltigkeit entschieden? Meine Mutter hat schon früh auf Plastik verzichtet und vor acht Jahren einen eigenen Unverpackt-Laden in München eröffnet. Ich wollte ihr Geschäft auf Social Media unterstützen – meine Tipps für ein plastikfreies Leben kamen aber so gut an, dass ich mich nach meiner Ausbildung damit selbstständig machen konnte. Als Influencerin regt man doch eigentlich zum Konsum an. Widerspricht das nicht dem Nachhaltigkeitsgedanken? Ich teile ja nicht nur bezahlte Inhalte auf meinen Accounts, sondern auch Upcycling-Ideen, DIY-Projekte oder Secondhand-Outfits. Wenn ich konkrete Produkte vorstelle, sage ich nie: „Das müsst ihr unbedingt kaufen!“ Ich will Möglichkeiten zeigen, den eigenen Alltag ohne viel Aufwand nachhaltiger zu gestalten. Kann man mit Social Media die Welt besser machen? Oft bekomme ich Nachrichten von Menschen, die mir folgen und dann zum ersten Mal im Unverpackt-Laden stehen. Jeder kann etwas ändern, ohne das ganze Leben umzukrempeln – man muss einfach nur anfangen! Diese Botschaft will ich verbreiten, ohne Öko-Shaming und erhobenen Zeigefinger. WAS MACHT GUTE FÜHRUNG HEUTE AUS? Beim Medienkonzern Sky verantwortet Julia Laurion das Leadership Development: Sie kümmert sich um die Entwicklung moderner Führung. Wie würden Sie eine gute, zeitgemäße Führung beschreiben? Eine zeitgemäße Führung zielt schon lange nicht mehr auf eine Kontrolle der Arbeitnehmer:innen ab. Früher hat der Chef eine Ansage gemacht, die nicht hinterfragt werden durfte. Das gilt heute als antiquiert. Gutes Führungsverhalten sollte vielmehr auf Vertrauen basieren und Mitarbeiter:innen befähigen, die gesetzten Ziele zu erreichen. Unsere Erfahrung zeigt, dass ein Team auch ohne reine Präsenzkultur hervorragend zusammenarbeiten kann. In Ihrer E-Mail-Signatur heißt es sinn- gemäß: „Viele Leute arbeiten flexibel. Falls Sie diese Nachricht außerhalb der Kernarbeitszeit erreicht, bitte denken Sie nicht, dass Sie sofort antworten müssen.“ Macht das einen Unterschied? Ich denke schon. Viele unserer Führungskräfte haben das in ihrer Signatur. Eine Arbeitsgruppe bei Sky beschäftigt sich mit der Frage, wie gut es den Leuten mit ihrer Arbeit geht, auch über die Pandemie hinaus. Kleine Maßnahmen wie eine nette E-Mail-Signatur können ein Signal sein. Ein anderes Beispiel: Die Länge unserer Standardtermine ist nicht mehr 30 und 60 Minuten, sondern 25 und 50 Minuten – um bei Meeting-Marathons kurze Pausen zum Durchatmen zu garantieren. Welche Qualifikationen müssen moderne Führungskräfte mitbringen? Führungskräfte bewegen sich immer stärker hin zum Coach, Entwickler, Feedback-Geber. Sie sind natürlich Expert:innen auf ihrem Ge- Q & A / Q & A / Q & A / Q & A / Q & A / Q & A /

Q & A Chefredakteur Florian Festl vom Nachrichtenportal FOCUS Online will seinen Leser:innen konstruktiven Journalismus bieten und nutzt dafür den „ Constructive Score“: ein inhouse entwickeltes, auf künstlicher Intelligenz basierendes Tool. MACHT KI JOURNALISMUS KONSTRUKTIVER? Wann ist ein Artikel für FOCUS online konstruktiv? Wenn er über die reine Nachricht hinausgeht. Eine Perspektive aufzeigt. Die Nachricht erweitert, indem er eine Lösung für den Einzelnen oder auch Lösungswege für unsere Gesellschaft herausarbeitet. Rund um das Weltklima gibt es extrem negative Nachrichten, darüber berichten wir, sie sind ja nun mal Realität. Gleichzeitig erweitern wir den Blick auf die Lösungen, die wir jetzt möglichst radikal brauchen. Der „Constructive Score“ misst, wie lösungsorientiert ein Beitrag ist. Auf welche Daten stützt sich das Tool? Es gab für dieses KI-Tool eine lange Lernphase. An die Software wurden Inhalte verfüttert, die zuvor von Journalist:innen geratet wurden. Das heißt, menschliche Intelligenz hat bestimmt, wie konstruktiv ein Inhalt ist. Die Maschine hat daraufhin erkannt, welche Sprachmuster, welcher Wortschatz, welche grammatikalischen Eigenheiten zugrunde liegen, und bringt so Inhalt und Aussage zusammen. Seit wir dieses Tool nutzen, ist die Konstruktivität unserer Inhalte um zehn Prozent gestiegen. Das ist enorm. Wie finden das die Leser:innen? Die Verweildauer bei konstruktiven Inhalten ist etwa zweieinhalbmal so hoch wie bei üblichen Inhalten. Es gibt ein tiefes Interesse für die dargestellten Lösungen. Sie inspirieren die Menschen, geben ihnen etwas mit für ein echtes Gespräch. XPLR: KI-REPORT FOTOS: BITSTREAM MEDIA LAB, SIMON KOY biet, aber das Rollenprofil umfasst heute mehr denn je auch die „Soft Skills“: zuhören, Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen, vertrauen, Handlungsspielraum lassen. Eine gute Führungskraft muss an ihre Mitarbeiter:innen glauben. Auch heute noch verteidigen Führungskräfte ihre kleinen Fürstentümer. So etwas blockiert den Gesamterfolg des Unternehmens. Wir müssen weg vom Silodenken, hin zu echter Kollaboration. Arbeitskultur lässt sich nicht von heute auf morgen verändern, wo fängt man an? Unternehmen müssen sich ganz bewusst um ihre Arbeitskultur kümmern. Von allein beginnt kein Wandel. Es heißt immer „Selbstführung vor Führung“: Führungskräfte können lernen, einen guten Umgang mit sich selbst zu finden. So kann sich eine Grundsicherheit und auch eine Entspanntheit aufbauen. Das ist wichtig, um anderen vertrauen zu können und auch Fehler zu erlauben. Bei Sky haben wir ein verpflichtendes Trainingsprogramm für Führungskräfte, die neu in ihre Rolle starten. Wie wirkt sich eine zeitgemäße Führung auf das Innovationspotenzial eines Unternehmens aus? Innovationspotenzial und eine gute Führung gehören fest zusammen. Die kontrollbasierte Führung hat Innovation de facto verboten, weil man ja nichts hinterfragen und neu gestalten durfte. Wer versucht, in einer Null-Fehler-Kultur Innovationen voranzutreiben, wird scheitern. Mehr zum Thema KI im Journalismus findest Du unter xplr-media.com/ ki-report Wer offen führt, potenziert das Innovationspotenzial durch all die Mitarbeiter:innen, die sich trauen, sich einzubringen. Als Chefin oder Chef kann ich einen Rahmen schaffen, etwa Zeit und Methoden bereitstellen, um Raum für Innovation zu schaffen. Deutschland ist für seine Qualität bekannt und diese Qualität hat nach einer Null-Fehler-Kultur verlangt. Sich davon zu lösen, ist nicht einfach, aber notwendig, um am Ball zu bleiben. Q & A / Q & A / Q & A / Q & A / Q & A / Q & A 11