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SeeMagazin 2021

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Die Besonderheiten des Fünfseenlandes sammeln wir einmal jährlich mit schönen Bildern und Geschichten in unserem SeeMagazin. „Genießerland Fünfseenland“ ist der Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe. In unserem Special lernen Sie Menschen kennen, die Köstliches herstellen, dabei der Region zutiefst verbunden sind. Außerdem zeigt TV-Moderator Willi Weitzel, was man Spannendes am Ufer des Ammersees entdeckt und ein Förster erklärt, warum der Wald unseren Respekt verdient.

SeeMensch Das Wetter

SeeMensch Das Wetter könnte nicht besser sein. Es ist einer dieser unerwartet schönen Tage in der Vorsaison, an denen die Sonne den See in ein seidiges Licht taucht. Felix Klare kommt mit einem E-Lastenbike entspannt zum Interview geradelt. Seit 2018 lebt der 42-Jährige mit Ehefrau Zora Thiessen und den gemeinsamen vier Kindern – zwei Mädchen und zwei Jungs im Alter von sechs bis 18 Jahren – am Ammersee. Es ist warm genug, dass wir das Gespräch im Freien führen können. Nicht unerheblich, denn die Nachrichten melden hohe Inzidenzwerte. Nach wie vor gelten strenge Kontaktbeschränkungen. Schulen schließen oder öffnen, Läden schließen oder öffnen. Die Gastronomie kämpft, Theater, Kinos und Museen bleiben zu. Kurz: Viele sind pandemiemüde, verunsichert und genervt. Auch Felix Klare. Er findet, dass wir bessere Konzepte für die Zukunft brauchen. Fernsehzuschauer kennen Sie unter anderem als „Tatort“- Kommissar im Team Stuttgart sowie aus Primetime- Filmen wie „Unschuldig“. Vor Kurzem haben Sie eine Miniserie abgedreht, in der Sie – salopp formuliert – die Seiten wechseln: Sie spielen einen Frauenmörder. Ja, und diese Rolle hat, ehrlich gesagt, total Spaß gemacht. Weil sie so extrem war. So etwas findet man selten im Film, eher im Theater, wo ich herkomme. Was ist so anders am Theaterschauspielen? Oh, die Unterschiede sind groß. Theater ist live. Man ist physisch anwesend: in der Realität, auf der Bühne. Aber es kann behauptet werden, man befinde sich auf dem Mond. Ich habe die ersten zehn Jahre Theater gemacht. Ich vermisse es momentan sehr! Dabei sind Sie eher zufällig Schauspieler geworden. Stimmt, dabei hat mir entscheidend das Berufsinformationszentrum in München geholfen. Weil ich nicht wusste, was ich machen sollte, habe ich mich dort beraten lassen und zwei, drei Stunden in Ordnern geblättert, in denen Berufe erklärt wurden. Als ich bei S wie Schauspiel ankam, hatte ich den Eindruck: Alles, was du vorher gelesen hast, steckt hier mit drin. Ich muss mich nicht für eine Sache entscheiden, sondern kann von allem ein bisschen machen. Das war ein großes Plus für diese Sparte. Wie sind Sie weiter vorgegangen? Ich habe mich bei den fünf Schauspielschulen beworben, die im Ordner aufgelistet waren. Es gibt ja deutlich mehr, aber das wusste ich nicht. Ich war diesbezüglich einfach sehr naiv mit 19. Ich habe ein paar Stunden Schauspielunterricht genommen, und dann hat es ganz schön schnell mit der Ernst-Busch-Schule in Berlin geklappt. Mein erster Schauspiellehrer ist übrigens viele Jahre später mein Trauzeuge geworden. »Ich mag den feinfühligen Humor eines Loriot oder Gerhard Polt – so etwas würde ich gerne machen« Felix Klare Ihre Frau Zora Thiessen ist ebenfalls Schauspielerin. In dem ARD-Scheidungsdrama „Weil du mir gehörst“, für das Sie 2020 den Bayerischen Fernsehpreis erhielten, spielt sie in einer Nebenrolle. Besprechen Sie Drehbücher mit ihr? Tatsächlich früher mehr als jetzt. Aber ja: Ich erzähle meiner Frau von den Themen und frage sie nach ihrer Meinung. Gerade wenn ich unsicher bin. Wie viele Filmangebote beziehungsweise Drehbücher haben Sie aktuell auf dem Tisch? Derzeit sind es schönerweise, aber auch untypischerweise viele: drei Serien, zwei Filme und ein neuer „Tatort“. Es hat sicher mit Corona zu tun, dass sich so viel aufstaut. Lesen Sie Drehbücher quer? Nein, das habe ich mal probiert, das funktioniert nicht. Ich muss jedes Drehbuch step by step lesen. Am liebsten auch in Händen halten. Auf dem Computer oder Tablet lese ich nur sehr ungern – ich bin kein Freund von Technik, war ich noch nie. Das erste Lesen ist für mich fast das entscheidendste, ich bringe dabei sofort meine ersten Impulse zu Papier. Etwa: „Hier muss etwas anderes passieren“ oder „Diesen Satz würde ich ganz anders sagen“. Ich mache Fragezeichen, wenn ich etwas nicht verstehe. Deshalb dauert das erste Lesen wirklich lange. Konkret? Ich sitze an einem Drehbuch zu einem 90-minütigen Film drei bis vier Stunden. Beim zweiten Lesen gehe ich, wenn es mich interessiert, nochmals länger rein. In einem Interview sagten Sie mal, dass Sie sehr gerne Komödien spielen würden. Das stimmt. Sie waren an der Schauspielschule mein Steckenpferd. Ich hoffe, dass das immer noch so ist. Aber dafür wurde ich bisher fast noch nie besetzt. Wie erklären Sie sich das? Vielleicht liegt es daran, dass es hierzulande nicht viele wirklich gute Komödien gibt, wie ich finde. Komödie ist eines der schwierigsten Genres. Es gibt zwar viele kommerzielle Schenkelklopfer mit „geschriebenen“ Gags, aber die funktionieren für mich nicht. 34

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