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SeeMagazin 2019

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„Perspektivenwechsel” ist das Motto des SeeMagazins 2019. Dafür erkunden wir die Seen aus einem anderen Blickwinkel: Ob aus der Luft, auf dem Board oder an Land – mit unseren Bildstrecken, Geschichten, Ideen und Tipps möchten wir die Leser einladen, die Region neu zu entdecken.

SEEFRAUENGARN Fünfseen

SEEFRAUENGARN Fünfseen – Land der Lieblingsplätze Nüchtern betrachtet, ist es hier viel zu schön, um wahr zu sein. Denkt das Nordlicht auf Besuch. Und das Nordlicht, das hier lebt? Ist einfach nur se(e)lig Aus der Sicht eines Hamburgers sollte es so etwas wie das Fünfseenland eigentlich gar nicht geben. Oder höchstens im Miniaturformat im Land der Modelleisenbahnen. Doch, da würde es sich nett machen. Ein bisschen kitschig, diese perfekt platzierten kleinen Hügel und gewundenen Wege zwischen den Seen, dann noch ein hingetupftes Wäldchen und als Kulisse: die Alpen, tadaaa! Spätestens bei den barocken Kirchen würde der Norddeutsche anmerken, hier habe man doch ein wenig übertrieben. So viel Idylle gehört sich irgendwie nicht. Und ganz ehrlich, denkt sich das Nordlicht, möchte es die auch gar nicht um sich haben. Hier mal eine graue Industriehalle, dort mal ein verfallenes Fachwerkhaus – die machen den Mix doch viel cooler. Das erklärt vielleicht, warum ich als Hamburgerin (die mittlerweile genauso lange am Ammersee lebt, wie sie im Norden gelebt hat) den Atem anhalte, wenn ich auf den See schaue und nur jubeln könnte. Es scheint mir unwirklich. Da ist auch ein bisschen Scham, als hätte ich meine Wurzeln verraten. Denn an der Elbe zu sitzen, fühlt sich auch an den schönsten Plätzchen fair und ruhig an, dem Schweröl- und Industriemief sei Dank. Eine Radtour durch den Hafen macht ebenfalls glücklich, es gibt jede Menge spannende Bauten und Schiffe zu entdecken, und das Licht ist viel klarer als im Süden. Alles ist weit und groß, alles ist möglich. Doch an fast jeder Ecke wird man daran erinnert, dass das Leben eben nicht nur Idylle ist. Zurück ins Fünfseenland: Sowie ich also meine Scham abgeschüttelt habe, nehme ich mir vor, den Münchnern (= natürliches Feindbild) NIEMALS zu verraten, wie toll diese meine Lieblingswiese mit der alten Weide darauf ist. Ich wähne mich geradezu von den Göttern erwählt, dass ich sie gefunden habe. Bis ich mit meiner Freundin auf dem Steg ihres Ruderclubs sitze und feststelle: Sie wurde offenbar auch von den Göttern erwählt. Ebenso wie die Freunde in Tutzing und die in Bachern – hier könnte ich ewig weiterschreiben, denn es gibt in diesem Eck tatsächlich so viel Schönheit wie Sand am Meer, um mal wieder im Norden anzudocken. Meine Hamburger Verwandtschaft macht sich gern lustig über diese „Heidi-Idylle“ (Bayern und Schweiz sind für sie quasi eins), kritisiert die hohe Dichte an teuren Sportwagen und die Abwesenheit von Filterkaffee – und liebt es dennoch, mich zu besuchen. Was mir dann wieder klarmacht: Man muss sich gar nicht entscheiden zwischen Norden und Süden, der See und den Seen. Im Gegensatz liegt der Zauber. Silke Heuschmann hat in Hamburg und Berlin gelebt, bevor die Liebe sie in den Süden lockte. Seit 20 Jahren wohnt sie nur 200 Meter vom Ammerseeufer entfernt. Die Glückliche! Foto: Maren Martell 62

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