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SeeMagazin 2019

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„Perspektivenwechsel” ist das Motto des SeeMagazins 2019. Dafür erkunden wir die Seen aus einem anderen Blickwinkel: Ob aus der Luft, auf dem Board oder an Land – mit unseren Bildstrecken, Geschichten, Ideen und Tipps möchten wir die Leser einladen, die Region neu zu entdecken.

Nachhaltigkeit gestalten

Nachhaltigkeit gestalten Der Wellen-Bereiter Start-up-Gründer Philipp Sinn ist es gelungen, Meereswellen für die kommerzielle Stromerzeugung nutzbar zu machen – mit schwimmenden, leicht zu installierenden Kraftwerken TEXT STEFANIE LINDNER Dem Wasser immer verbunden: Start-up-Gründer Philipp Sinn ist privat leidenschaftlicher Segler Auf die Idee, mit Wellen grünen Strom zu erzeugen, kam Philipp Sinn bereits Jahre bevor er SINN Power gründete: „Als leidenschaftlicher Segler wusste ich schon früh die Kraft der Wellen zu schätzen. Deshalb habe ich mich lange gefragt, wieso daraus bisher noch keine Energie geschöpft wurde.“ Für seine Dissertation befasste sich der gebürtige Mannheimer mit verschiedenen Methoden zur Stromgenerierung aus Meereswellen und stellte fest, dass es zwar Ansätze für Wellenkraftwerke gab, diese für den kommerziellen Markt aber viel zu teuer und unflexibel waren. Im Zuge seiner Promotion 2014 hob Sinn das Unternehmen SINN Power aus der Taufe und arbeitet mit seinem Team seither an der erneuerbaren Energieversorgung der Zukunft: „Unser Ziel ist es, Standorte mit Energie zu versorgen, die bisher von teuren und klimaschädlichen Dieselgeneratoren abhängig waren.“ Fotos: SINN Power 58

SeeMensch »Wir hoffen, dass in fünf Jahren jeder Wellenenergie kennt« Philipp Sinn Gelingen soll das mit massenproduzierbaren Wellenkraftwerken, die leicht zu transportieren, einfach zu warten und aus beliebig vielen Modulen zusammenzustellen sind. Jedes Einzelmodul besteht aus einem flachen Schwimmkörper mit einem Durchmesser von etwa drei Metern, an dem eine Hubstange mit acht kleinen Generatoren angebracht ist. Durch die Wellenbewegung wird der auf dem Wasser aufliegende Schwimmkörper nach oben gedrückt und sinkt danach wieder ab. Dabei bewegt die Hubstange sich durch die Generatoren und treibt sie an, sodass Strom entsteht. Dieses System bietet gleich mehrere Vorteile: Im Gegensatz zu Solar- oder Windenergie ist Wellenenergie kontinuierlich verfügbar und gefährdet anders als Flusswasserkraft weder Pflanzen noch Tiere: „Unsere Anlagen schreddern keine Fische“, betont Sinn. Dafür lassen sie sich an fast allen Küsten, an denen der Wellengang stark genug ist, einsetzen. Das macht die Schwimmkraftwerke interessant für Projektentwickler oder lokale Stromanbieter, die so grünen Strom einspeisen und verkaufen können. Erfolgreich eingesetzt wird die Technologie bereits in Griechenland: „Im Dezember 2015 haben wir unseren allerersten Prototyp in Form eines Einzelmoduls an der Hafenmauer in Heraklion angebracht“, erzählt Sinn. Nach Langzeittests soll das erste schwimmende Kraftwerk dort 2020 installiert werden. Und obwohl die Wellenkraftwerke noch nicht im großen Stil hergestellt werden, steht SINN Power bereits im Austausch mit ersten potenziellen Kunden. Seit 2018 unterstützt darüber hinaus der Schweizer Kapital Global Impact Fund das Start-up mit 4,7 Millionen Euro – eine Finanzspritze, mit der die Technologie bis 2022 zur Marktreife gebracht werden soll. Philipp Sinns Vision: „Wir hoffen, dass in fünf Jahren jeder Wellenenergie kennt – so wie bereits heute jeder Solar- oder Windenergie kennt.“ Dem Standort Gauting will er trotz dieser ambitionierten Pläne treu bleiben: „Die Umgebung bietet eine sehr gut etablierte Infrastruktur mit vielen hochkarätigen Universitäten und Forschungseinrichtungen, mit denen wir seit mehreren Jahren eng zusammenarbeiten“, so der CEO. Auch privat ist Philipp Sinn fest im Fünfseenland verwurzelt: „Ich lebe seit meinem sechsten Lebensjahr mit Unterbrechungen in Gauting. Ich bin hier zu Hause.“ Einer seiner persönlichen Lieblingsplätze? „Zum Schwimmen im Sommer und Eishockey im Winter ist der kleine Weßlinger See der beste – der wird am schnellsten warm und wieder kalt.“ Die schwimmenden Kraftwerke gewähren Küstenregionen mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung