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SeeMagazin 2018

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„Entspannt am See!" lautet das Motto der Ausgabe 2018. Wie das am besten gelingt, wollen wir mit besonderen Geschichten und Insider-Tipps aus der Region zeigen. Auch dieses Mal hat die Redaktion wieder viele interessante und kreative Persönlichkeiten rund um die Seen getroffen.

SeeKultur Eigentlich ist

SeeKultur Eigentlich ist doch alles wie immer: Mitte März haben die Madln und Burschen aus Allmannshausen auf dem Wiesengrundstück an der Straße zwischen Berg und Münsing ihre „Wachhüttn“ bezogen, um sechs Wochen auf den 34 Meter langen Maibaum aufzupassen – und gesellig zu sein. Dann, am 1. Mai, natürlich die große Maifeier mit den drei fleißig geprobten Volkstänzen, dem „Boarischen“, dem „Mühlrad“ und dem „Sterntanz“. Und, eh klar, mit den vielen Gästen zum Feiern. So wie alle vier Jahre halt. Geübt wurde, wie gewohnt, im Feuerwehrhaus. Und doch ist dieses Mal vieles anders. Weil sich die Burschenschaft seit Anfang des Jahres auf der Internetplattform Youtube mit modernen, unterhaltsam gefilmten Videos präsentiert, die vom Maibaum - einfahren oder von einer winterlichen Grillpoolchallenge erzählen. Manche von ihnen wurden innerhalb von einer Woche mehr als tausendmal geklickt. Auch der Film vom Aufbau der Wachhütte, die ein imposantes Fort mit Wachturm und Glocke geworden ist. Selbst der Auftritt bei Facebook, mit neuem Logo und kecken Sätzen wie „Durchschnittlich zu sein, ist nicht unser Motto“, zeigt den Fortbewegungsdrang der Dorfjugend. Die Burschenschaft Allmannshausen will lieber ein Burschenverein sein – mit Madln Noch in den kommenden Monaten soll die Burschenschaft in „Burschenverein“ umbenannt werden. Um Missverständnisse zu vermeiden und Verwechslungen mit irgendwelchen rechtsgerichteten Studentenverbindungen ein für alle Male auszuschließen. Es ist ein Aufbruch in eine neue Zeit am Starnberger See, der dazu führt, dass im kleinen Allmannshausen mit 38 Madln und Burschen mehr Aktive sind als im zehnmal so großen Nachbarort Berg. „Wir verstehen uns als soziales Netzwerk, nicht als Saufverein, der Karten spielt und ab und zu mal einen Ausflug macht“, erzählt Jonas Goercke, seit anderthalb Jahren amtierender „Oberbursch“ und erster Vorstand. Weswegen es künftig auch mehr antialkoholische Getränke geben werde und mehr Angebote für die Gemeinde – jenseits der üblichen Feiertage. Der mächtige, neun Meter lange und 3,40 Meter breite Bauwagen, der der Burschenschaft bei der Maibaumwache als Hauptquartier diente, dient der Jugend im Dorf künftig als rollender Partyraum. Sogar eine Wasserrutsche für Kinder im Sommer ist in Planung. „Wir werden uns mehr am Dorfleben beteiligen als früher und wollen dadurch auch öffentlicher werden“, meint Goercke. Der Oberbursch ist hellauf begeistert von dem gemeinsamen Engagement seiner Mitstreiter und davon, dass sich jeder nach seinen Fähigkeiten einbringt. „Vom Schreiner bis zum IT-Manager ist bei uns alles dabei, und das sollten wir auch als Gemeinschaft besser nutzen – für Allmannshausen. Wir alle leben das.“ Künftig gibt’s mehr Antialkoholisches und mehr Angebote für die Gemeinde Wobei diese Modernisierungslust zuweilen auch auf einen gewissen Widerstand stößt, wie der 23-Jährige berichtet. Nicht nur im Ort, sondern auch bei anderen Burschenschaften. „Ihr übertreibt es jetzt aber“, heißt es manchmal, „das wird schon alles ein bisschen viel.“ Aber was soll’s, es macht halt einfach Spaß, und der Bürgermeister ist schließlich auch begeistert. Goercke, der Oberbursch, kann ja eigentlich auch gar nicht anders. Er hat schließlich internationales Management studiert und ist heute Projektleiter bei der Firma Reiser Systemtechnik in Höhenrain und Mörlbach, die Flugsimulatoren entwickelt. In seinen jungen Jahren geht’s auf Dienstreise auch schon mal in den Oman. „Man kann doch Brauchtum leben und sich trotzdem der Zeit anpassen“, sagt er und erzählt mit Freude von der Grillpoolchallenge Anfang Januar, bei der die Burschenschaft innerhalb einer Woche nach der sogenannten Nominierung durch die Bachhausener Kollegen die Aufgabe hatte, mitten im Winter in einem Pool oder auf dem Wasser zu grillen und ein Beweisvideo zu präsentieren. Nominiert, getan: Mit einem von einem Schaufelrad 84

SeeKultur 34 Meter lang ist der Maibaumstamm, den die Allmannshausener aus dem Wald der Familie Quien holen durften »Wir verstehen uns als soziales Netzwerk, nicht als Saufverein« Jonas Goercke, Oberbursch und erster Vorstand Brauchtum leben und sich trotzdem der Zeit anpassen: Die Burschenschaft Allmannshausen benennt sich um und wird zum „Burschenverein“ So geht Gleichberechtigung: DIe Hälfte der Burschenschaft sind junge Frauen 85