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SeeMagazin 2018

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„Entspannt am See!" lautet das Motto der Ausgabe 2018. Wie das am besten gelingt, wollen wir mit besonderen Geschichten und Insider-Tipps aus der Region zeigen. Auch dieses Mal hat die Redaktion wieder viele interessante und kreative Persönlichkeiten rund um die Seen getroffen.

Übrigens: Gewicht kann

Übrigens: Gewicht kann tatsächlich auch Spaß machen. Zumindest mit elektrisch motorisierten Anhängern Mit Rückenwind Zwei Tüftler vom Ammersee haben mit ihrer nützlichen Erfindung Erfolg: einer elektrischen Unterstützung für Fahrradanhänger TEXT OTTO FRITSCHER – FOTOS NILA THIEHL Jeden Morgen sah Peter Ostermeier von seinem Wohnzimmerfenster aus das gleiche Schauspiel: Frauen, die sich mit dem Fahrrad den Schatzberg hinaufmühten, im Anhänger Kinder, die sie zum Dießener Naturkindergarten über dem Ammersee bringen wollten. Aber Ostermeier wäre nicht Erfinder und Tüftler, wenn er nicht an einer Lösung gearbeitet hätte. Oft wird die elektrische Unterstützung ja gar nicht gebraucht. E-Bikes nehmen? Das war ihm zu einfach. Warum also nicht den Antrieb dort verbauen, wo er benötigt wird? Direkt im Anhänger. Gemeinsam macht sich Ostermeier mit Andreas Schell ans Werk. Die beiden kennen sich vom Job bei einem Landsberger Werkzeughersteller. Sie ergänzen sich ideal für das Projekt „Elektro-Anhänger“. Schell, 48, ist promovierter Chemiker sowie Software- und Elektronik-Spezialist, der sich immer gerne um außergewöhnliche Projekte kümmert. Ostermeier, 59, hat Maschinenbauer gelernt. Er verfügt über eine komplette Profiwerkstatt mit 3-D-Drucker und CAD-Fräsmaschine. Aus der Idee entsteht dann bereits im Jahr 2011 eine Firma: Electrail. Ein griffiger Slogan findet sich rasch: „Ich schieb Dich.“ Stimmt. Was recht einfach klingen mag, war auch für die beiden Spezialisten kein Kinderspiel. Es musste ein Radnabenantrieb sein, so einfach und intuitiv zu bedienen wie möglich. „Deshalb haben wir auch auf eine Schaltung am Lenker oder ein Display verzichtet“, erklärt Andreas Schell. Als Energiequelle dient ein Lithium-Ionen-Akku, der direkt im Anhänger untergebracht wird. Die Intelligenz des Systems steckt in einer vor Regen und Staub geschützten Platine. Dieser „Pedalfunk“, wie die Steuereinheit heißt, wird an die linke Tretkurbel geklemmt und per Knopfdruck eingeschaltet. Um den Motor per Funksignal zu aktivieren, tritt man zweimal ein Stück rückwärts – wie bei einer Rücktrittbremse. Natürlich muss der Radler wie bei einem E-Bike dann selbst in die Pedale treten, damit sich der Motor mit einem surrenden Geräusch zuschaltet. Das Fahrgefühl? 32

SeeLeben Als ob man immer Rückenwind hätte. Bei 50 Kilometern durchschnittlicher Reichweite lassen sich 30 bis 40 Kilogramm Gewicht im Anhänger leicht verkraften. Wer die beiden leicht angegrauten Jungunternehmer kennt, der weiß, dass sie Perfektionisten sind. Anfangs ließ sich die Entwicklungsarbeit noch nach Feierabend und am Wochenende erledigen. Schnell wurde daraus ein Fulltime-Job. „Wir haben oft gedacht, jetzt haben wir’s. Dann aber hat sich in der Praxis herausgestellt, dass wir es noch besser machen können. Und die Tüftelei ging weiter“, erinnert sich Schell. Denn auch von den Kunden kamen immer wieder Rückmeldungen, wie die Anhänger im Alltagsbetrieb noch besser zu handhaben wären. Einige Hundert Stück haben die Electrail-Gründer in den vergangenen Jahren bereits verkauft. „Jetzt sind wir so weit, dass wir in eine Kleinserienproduktion einsteigen“, sagt Ostermeier, und es klingt ein bisschen stolz. Denn die Anhänger vom Ammersee rollen mittlerweile nicht nur in Wirklich gut durchdacht: das Set zum Nachrüsten von Electrail Dießen, sondern „auf den Straßen in jeder deutschen Großstadt“, ergänzt Schell. Mehr als die Hälfte der Anhänger wird von Familien gekauft, die ihre Sprösslinge mit dem ungewöhnlichen Eltern-Taxi in die Kita oder zur Musikschule bringen. Weiterer Verwendungszweck: als Lastenanhänger, mit denen Umzugsfirmen ganze Wohnungseinrichtungen transportieren. Schell und Ostermeier haben auch Anhänger für allerlei Spezialzwecke im Programm: für Essenslieferanten, die die Pizza schnell liefern, bevor sie ausgekühlt ist; aber auch Hundebesitzer fahren gerne ihre vierbeinigen Lieblinge elektrisch durch die Gegend. Ein Radler wurde sogar auf dem kompletten Jakobsweg von einem Electrail-Anhänger angeschoben; ohne ein einziges Problem. Das „Basic Kit“ zum Nachrüsten eines handelsüblichen Radlanhängers kostet 1000 bis 1200 Euro, je nach Anhänger, Aufpreis bei Spezialanhänger. Es enthält ein Rad mit Nabenmotor, das anstelle des Originalreifens montiert wird, sowie einen Akku und den Pedalfunk. Was Sie auch vorhaben ‒ wir sind da. Sie haben in Ihrem Leben schon viel erreicht und noch viel vor, beruflich oder privat. Gut, wenn sich ein starker Partner um das nötige Stück Sicherheit kümmert. Mooseder Versicherungsvermittlungs KG Bahnhofplatz 8 · 82319 Starnberg Telefon (0 81 51) 82 06 · Telefax (0 81 51) 80 27 E-Mail info@mooseder.vkb.de · www.mooseder.vkb.de 33