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SeeMagazin 2017

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Zum zehnjährigen Jubiläum haben wir uns mit einem neuen engagierten Team an die Weiterentwicklung gemacht: Wir haben uns für ein neues Papier sowie ein besseres Druckverfahren entschieden und das Layout der neuen Ausgabe 2017 ruhiger, klarer und frischer gestaltet.

SEEFRAUGARN C l a u d i

SEEFRAUGARN C l a u d i a E i l e r s Tanz mir die Ente Über sommerliche Begegnungen von Mensch und Wassertier Es naht die Urlaubssaison, in der sich der Mensch gerne an Naturgewässern ergeht. Das kann unliebsame Folgen haben: Wer an den herrlichen Küsten Australiens oder Südafrikas umstandslos ins Meer hechtet und feststellen muss, dass nicht jedem Hai die ihm seitens der Meeresbiologen unterstellte Menschenscheu zu eigen ist, dem verbleiben nach der Begegnung hoffentlich genügend Körperteile, um bei einem nächsten Mal weiser zu handeln. Auch der versehentliche Kontakt mit dem keiner Aggression verdächtigen Seeigel, Quallenschwärmen oder nur einem träge vor sich hin schleimenden Algenteppich können Lebens- und Urlaubsfreude um 4 entscheidende Grade senken. Abenteuerlust hin, Fernweh her: Schöner, dabei ungefährlicher als an und in den herrlichen 5 6 Seen Oberbayerns kann man es kaum haben. Hecht und Waller beißen allenfalls unvorsichtige Angler. Von einer Algenpest in Binnengewässern hat man gehört, jedoch nicht in unseren Seen, die gespeist werden aus exquisiten Quellen und dem klaren, kalten Wasser aus den Alpen, die sich südwärts zum majestätischen Panorama gruppieren. Konfrontation mit der Fauna bleibt trotzdem nicht aus. Es kann passieren, dass man den Badeplatz erreicht, um festzustellen, dass eine offenbar sexbesessene und daher hemmungslos anschwellende Gänsepopulation die Nacht dort zugebracht und die Wiese in unersprießlichstem Zustand hinterlassen hat. Wenigstens lassen sich der Gans Gelehrigkeit und ein vorbildliches 2 Sozialverhalten nicht absprechen – sympathische Eigenschaften, die dem gefiederten König unserer Gewässer völlig fremd sind: Dem Schwan scheint die maßlose Verehrung, die ihm der Mensch entgegenbringt, so gründlich in sein Erbsengehirn gestiegen zu sein, dass dort außer Arroganz und Niedertracht kaum anderes mehr Platz hat. Wer je Arme, Beine und Kinder vor einem giftig heranzischenden Schwan in Sicherheit gebracht hat oder mitansehen musste, wie das futterneidische Tier ein flaumiges Entenküken würgte, wird 1 Rilke mit anderen Augen lesen 3 und sich fragen, warum Tschaikowsky nicht einen liebenswürdigeren Vogel verewigt hat. Eine „Ententeich“-Suite würde unsere Ballettbühnen zudem um einiges Pathos erleichtern. Zwar hat auch der hochverehrte Kini Ludwig II. baulich nicht unwesentlich zur Schwanenverehrung beigetragen, doch zeigt eine heutige Angehörige des Hauses Wittelsbach dem eitlen Vogel die verdient kühle Schulter. Die Ornithologin Auguste von Bayern erforscht Dohlen, reizende und kommunikationsstarke Geschöpfe von eher bescheidenem Äußeren, die Besseres mit sich anzufangen wissen, als ihre Umwelt anzugiften. Da manch selbstkritischer Zeitgenosse der Badesaison wegen Wegfall der gnädig den Body umhüllenden Textilschicht ja nicht ganz sorgenfrei entgegensieht – abschließend die erneut gewonnene Erkenntnis: Ein angenehmer und interessanter Charakter ist nicht zwingend mit prunkvollem Aussehen verbunden. Und: Nein, liebe Kinder. Nicht die Vögel füttern. Illustration: Robert Grill, Foto: privat Claudia Eilers ist in Hamburg geboren und in Pöcking aufgewachsen. Die Autorin ist unter anderem Programmleiterin bei GaultMillau Deutschland. 48

10 JAHRE ...ein bißchen jubeln darf man! Sich auch mal kurz freuen: 10 Jahre Reitberger Brillen in Berg! 08151 970590