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SeeMagazin 2015

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Im SeeMagazin berichten wir einmal jährlich von besonderen Menschen und Orten aus dem Fünf-Seen-Land. Ein Projekt, das uns schon fast 10 Jahre begleitet und immer wieder begeistert.

SeeFang Kalt erwischt

SeeFang Kalt erwischt und heiß geliebt 66 SeeMagazin 2015 | www.seemagazin.de

ES IST SEINE SCHÖNSTE STUNDE: MORGENS GEGEN 6 UHR, WENN ER RAUSFÄHRT, SCHWÄRMT MATTHIAS SEBALD. ER IST EINER VON 34 FISCHERN AM STARNBERGER SEE. DIE PASSION DER SEBALDS BESCHRÄNKT SICH ABER NICHT NUR AUF DEN FISCHFANG Text: Anton Hunger | Fotos: Jan Greune GUTER MORGEN Der Spitzenfang für Fischer Sebald aus Ammerland waren mal 400 Fische, aber es gibt auch Tage, da zappeln nur zehn bis fünfzehn Renken in den Reusen. Der See ist aufgewühlt, die Luft klar. Und es ist still. Nichts stört den jungfräulichen Tag. Nichts, bis Matthias Sebald in sein Boot steigt und den Honda-Viertakt-Motor anwirft. In der Stille perpetuiert sich das Geräusch der Maschine in lästigen Lärm. Nur für kurze Zeit. Mit zunehmendem Abstand vom Bootssteg in Ammerland verflüchtigt sich das Geknatter. Ein leises Wimmern nur noch. Dann stellt Matthias Sebald den Motor ab. Er ist angekommen an der Stelle, an der er am Tag zuvor seine neun Renkennetze gesetzt hat. Es soll ein guter Tag werden. 80 Renken hat er an Bord, wenn er sein Boot im „Unterstand“, wie er die bedachte Anlegestelle nennt, festmacht. 80 Renken sind der Durchschnittsertrag am Tag. Manchmal sind es weniger, oft weit weniger. Manchmal mehr. Sein Spitzenfang waren einmal 400 Fische, ein seltenes Vergnügen am Starnberger See. „Aber es gibt auch Tage, da hole ich nur 15 Exemplare heraus“, relativiert Matthias Sebald seinen einsamen Rekord. Homöopathisch dosierte Erträge entfallen in der Regel auf die Wintermonate. Spitzenwerte erzielt er im Sommer, wenn der See mit Plankton, dem Nahrungsmittel der Renken, nicht geizt. Und das Wasser spürbar wärmer ist. Matthias Sebald nimmt die Fische aus. Sein Bruder Sepp hat den Kalträucherofen bereits eingeheizt. Kalträucheröfen sind nicht typisch am Starnberger See, aber die Sebalds sind stolz auf ihre Kunst. In den Kaltrauch kommen nur Filets, die mit Salz und Zucker behandelt sind und dann bei unter 30 Grad im Rauch hängen, bis sie ihre geschmackliche Reife erhalten. „Da schmeckt das Fleisch viel feiner, als wenn der Fisch heiß geräuchert wird“, sagt Sepp Sebald. Zumal als Brennmaterial ausschließlich Erlenholz verwendet wird, des Aromas wegen. www.seemagazin.de | SeeMagazin 2015 67