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SeeMagazin 2015

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Im SeeMagazin berichten wir einmal jährlich von besonderen Menschen und Orten aus dem Fünf-Seen-Land. Ein Projekt, das uns schon fast 10 Jahre begleitet und immer wieder begeistert.

SeeRiesen BESCHÜTZT Ein

SeeRiesen BESCHÜTZT Ein Waldkauz bewacht im Bernrieder Park einen Uralt-Baumstumpf. Totholz? An und in ihm krabbelt und lebt und wächst und sprießt es! Der Methusalem- Schatz Mächtig, herrlich, uralt. Am Südwestufer des Starnberger Sees findet man betagte Baumriesen von seltener Schönheit und außergewöhnlichem Wert für Natur und Leben. Diese Bäume zu schützen und ihre Bedeutung aufzuzeigen, hat sich die Initiative „Bernrieder Vorsprung“ zur Aufgabe gemacht. Ein Zukunftsprojekt TEXT: Christine Schulz 56 SeeMagazin 2015 | www.seemagazin.de

Foto: Kurt Zeimentz Statt ihre grüne Krone in 25 Metern Höhe im Wind zu wiegen, ragt von der 200 Jahre alten Buche nur noch ein sechs Meter hoher Stamm in den Himmel. Olga, von der niemand so recht weiß, wie die Baumriesin zu diesem Namen kam, war für viele Besucher ein Liebling unter den herrlichen Methusalembäumen im Bernrieder Park. Man verabredete sich hier, jeder wusste, was gemeint war, wenn es hieß: „Wir treffen uns bei Olga!“ Als die Buche 2006 wegen angeblich mangelnder Sicherheit und Gefahr für Spaziergänger von Amts wegen gefällt werden sollte, schmückten ihre Freunde sie mit roten Herzen und bunten Bändern. Auch die Umweltaktivisten Christina und Klaus Voormann (siehe auch SeeGespräch S. 24), wollten den Baum retten. Aus eigener Tasche finanzierten sie Sachverständigen-Gutachten und Schalltomographien. Das Ergebnis: Trotz Brandkrustenpilz am Stamm hätte man die alte Buche durch gezielte Baumpflegemaßnahmen am Leben erhalten können – ohne dass sie jemanden gefährdet hätte. Aber als die Männer mit der Säge wieder abrückten, ähnelte der Rest der Buche einem Marterpfahl. Und doch wurde Olgas Schicksal zur Chance für die Natur. Weil sich seitdem noch mehr engagierte Bürger mit den grünen Riesen in ihrem Dorf befassen. Als 2008 der UN-Umweltgipfel zur biologischen Vielfalt in Bonn stattfand, reifte Christina Voormanns Plan. Das damals verabschiedete „Übereinkommen zur biologischen Diversität“ besagt nämlich, dass Natur dort besonders zu schützen sei, wo sie vielfältigen Tierund Pflanzenarten Lebensraum bietet. „Trifft das nicht auch auf unsere Methusalembäume im Bernrieder Vorsprung und ihre Lebensräume zu?!“, fragte sie sich. Was bergen die betagten Riesen in Rinde, Stamm, Geäst und großräumigem Wurzelraum? Das sollte man näher untersuchen. Nach dreijähriger Vorarbeit wurde das BayernNetz- Natur-Projekt „Bernrieder Vorsprung-Baumriesen, Natur - erbe und Artenvielfalt am Starnberger See“ offiziell gestartet. Der Begriff „Methusalem“, benannt nach dem biblischen Vorfahr Noahs, wird mittlerweile bei Eichen und Buchen sogar von offiziellen Institutionen verwendet, wenn sie in Brusthöhe mindestens drei Meter Umfang bzw. 90 Zentimeter Durchmesser besitzen. Weist der Baum noch eine Mulmhöhle auf, dann wird er in einigen Staatsforsten zum „Biotopbaum“ erklärt. In beiden Fällen sollte der Baum aus der Forstwirtschaft herausgenommen werden und „darf in Würde sterben“. In der Fachsprache nennt man das Prozessschutz. Das Ziel der Projektgruppe „Bernrieder Vorsprung“ ist es nun, den Schutz und Erhalt der wertvollen Uralt-Bäume wegen ihrer hohen Biodiversität zu gewährleisten. Das Südwestufer des Starnberger Sees zwischen Höhenried und Seeseiten ist außergewöhnlich reich an Methusalembäumen. Die Arbeit hat inzwischen bundesweit Pilot- und Vorbildfunktion. Allein auf dem Landsporn, der in Bernried in den See hinausragt www.seemagazin.de | SeeMagazin 2015 57