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SeeMagazin 2012

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Im SeeMagazin berichten wir einmal jährlich von besonderen Menschen und Orten aus dem Fünf-Seen-Land. Ein Projekt, das uns schon fast 10 Jahre begleitet und immer wieder begeistert.

NATUR AM SEE / Vögel

NATUR AM SEE / Vögel und Fische PIROL Bis auf die schwarzen Flügel ist er gelb wie ein Kanarienvogel und doch bekommt man ihn selten zu sehen. Vicco von Bülow entlieh seinen Künstlernamen dem Wappentier seiner Familie, denn im Französischen heißt der amselgroße Sänger „loriot“. Rund ein Dutzend Paare dieser eigentlich tropischen Insekten- und Beerenfresser lassen sich zwischen Anfang Mai und August am Ammersee-Südende zum Brüten nieder, bevor es zum Überwintern wieder nach Afrika geht. Die melodischen Flötentöne des Pirols ähneln einem „düdlio“ oder „fl o fl ü fl ö“ (was wiederum einen Bezug zu Loriot herstellen könnte). Ihre napfförmigen Nester hängen hoch oben in den Astgabeln der Bäume. BLAUKEHLCHEN Selbst wer lange am Ufer des südlichen Ammersees ausharrt, braucht großes Glück, um einen dieser seltenen Vögel zu entdecken. Blaukehlchen leben zurückgezogen im Schilf, um sich vor ihren Feinden wie Specht, Habicht und Marder zu schützen. Anfang April kommen sie nach dem Überwintern am Mittelmeer oder in Nordafrika zurück. Manchmal hört man die kleinen Insektenfänger singen: ein pfeifendes „hüd“ oder knarzendes „törrk“. Sie sind jedoch auch hervorragende Stimmenimitatoren. Und eine Augenweide: Das braun-graue Federkleid des Männchens ist an der Kehle kornblumenblau mit weißem oder rotem Stern in der Mitte, zwischen Kopf und Bauch zieht sich ein rotes Band. RAPFEN Der „Aspius aspius“ ist auch bekannt als „Schied“ und neben Hecht und Zander einer der Räuber im Ammersee. Der verlängerte Unterkiefer seines zugespitzten Kopfes besitzt einen Höcker, der in eine Kerbe des oberen Kiefers passt. Der Rücken des Rapfen ist dunkeloliv bis blau, Brust-, Bauch- und Afterfl ossen sind rötlich. In seiner Jugend ernährt er sich von Planktonkrebsen und wirbellosem Kleingetier, später geht er auf die Jagd nach Fischen. Als Jungfi sche leben sie gesellig, mit zunehmendem Alter werden sie zu Einzelgängern. Die Ammerseerapfen wandern zum Laichen die Ammer hoch. SEEFORELLE Die erste im Bund der Süßwasser-Lachsarten in unseren Seen: Die „Salmo trutta forma lacustris“ mit blaugrau bis grünlich-grauem Rücken und silbrigen Flanken trägt schwarze Punkte und steigt zum Laichen von Oktober bis Dezember in die Zufl üsse der Seen auf. Zur Laichablage graben die Rogner (Weibchen) dort mit festen Schwanzschlägen bis zu 30 cm tiefe Gruben in den Kies, in denen die „Milchner“ (Männchen) die Eier dann besamen. Seeforellen sind Raubtiere: Sie fressen andere Fische, sogar die eigenen Artgenossen und können dabei sehr groß werden: Im Königssee wurde sogar einmal ein Fisch mit 27,5 Kilo und 1,25 Meter Länge gefangen. Illustrationen: Enno Kleinert 78 SeeMagazin 2012 | www.seemagazin.de

FlussseesCHWalBe Sie trägt eine schwarze Kappe auf dem sonst weißen Kopfputz. Auch mit ihrem roten Schnabel, der in einer schwarzen Spitze ausläuft, und den roten Beinen ist die Flussseeschwalbe einer der elegantesten Wasservögel. Sie brütet auf den Kiesbetten von Fluss- und Seeufern. Dort wurde sie vielerorts von hochwasser oder Badenden vertrieben. Am Starnberger See leben nun wieder ca. 130 Exemplare, seit in der Bucht vor St. heinrich ein Nistfl oß mit Kiesbett verankert wurde. Auch am Ammersee- Südende gibt es eines. Es versteht sich von selbst, dass man sie dort nicht stören darf! Die Flussseeschwalben brüten zwischen April und August und ziehen dann weiter nach Afrika. Die Jungvögel bleiben dort drei, vier Jahre und kommen erst zur Fortpfl anzung wieder zurück. Bayernweit gibt es nur noch 500 der insekten- und Fischjäger, die ihre Beute im Sturzfl ug fangen. BeKassiNe Wer meckert denn da? Ein eigenartiges Geräusch ertönt, wenn sich ein Bekassinen-Männchen zur Balz oder Revierverteidigung vom himmel stürzt. zwei besondere Schwanzfedern lassen dann die luft vibrieren. Deshalb heißen sie im Volksmund „himmelsziegen“. Dass es rund 50 paare dieser in Deutschland vom Aussterben bedrohten, kaum drosselgroßen, braun-beige gesprenkelten Vögel mit den hellen längsstreifen im Gefi eder wieder am Ammersee und Maisinger Weiher gibt, ist der Arbeit der Naturschützer zu verdanken. Seit die Streuwiesen, vor allem im Ampermoos, wieder gemäht werden, haben sich die Bekassinen wieder vermehrt. ihre Nester verstecken sie am Boden. Mit dem pinzettenartigen Schnabel picken sie sich Muscheln, Schnecken und Würmer aus dem Schlamm am Seerand. reNKe Sie ist der „Brotfi sch“ am Ammer- und Starnberger See: die im Freiwasser lebende „Schwebrenke“, anderswo auch bekannt als Felchen oder große Maräne. Der schlanke „coregonus lavaretus“ mit silbrig glänzenden Schuppen kommt meist mit einer länge von 30 bis 35 zentimetern auf den Teller. Die Renke schmeckt nicht nur den Menschen, sondern leider auch den Kormoranen, weshalb viele Berufsfi scher die schwarzen Vögel als plage bezeichnen. Die Salmonide frisst selbst planktonkleine Krebse, manchmal mehrere Tausend pro Tag. Genau das macht den Fisch reich an wertvollen Omega-3-Fettsäuren, die es sonst vor allem in Meeresfi schen gibt. Am Grund des Ammersees lebt eine besondere Renkenart, der „Kilch“. Diese Bodenrenke ist weltweit einzigartig, ihr zoologischer Name „coregonus bavaricus“. maireNKe Die Mairenke, auch Seelaube genannt, ist mit der Renke nicht verwandt, sondern gehört zur Familie der Karpfen. Sie kommt in nur wenigen Voralpenseen vor und laicht im Mai, daher der Name. ihre Bestände sind gefährdet, deshalb gilt für sie die EU-Fauna- Flora-habitat-Richtlinie, die die Mitgliedsstaaten zu besonderen Anstrengungen für den Erhalt verpfl ichtet. War sie früher in allen großen oberbayerischen Seen zu hause, gibt es sie jetzt fast nur noch im Starnberger See. Die stromlinienförmigen Fische mit dunkelgrünen bis stahlblau schimmerndem Rücken, silbrigweißen Seiten und Bauch können bis zu 50 zentimeter lang werden und sind klassische Freiwasserfi sche, die sich gern dicht unter der Oberfl äche aufhalten. www.seemagazin.de | SeeMagazin 2012 79