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LfA Magazin Spezialausgabe Corona

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Wie kommt unsere Wirtschaft durch die Corona-Krise? Und wie geht es danach weiter? Für die LfA Förderbank Bayern setzten wir in kürzester Zeit eine Spezialausgabe zur aktuellen Situation um.

CORONA-SPEZIAL Im

CORONA-SPEZIAL Im Augenblick beobachten wir in nahezu allen Branchen Verlierer und Gewinner. Als robust erweisen sich alle, die flexibel genug agieren können. Besonders im Feuer stehen natürlich Dienstleistungen und Produkte, auf die leichter verzichtet werden kann. Stark betroffen sind zum Beispiel unsere Gastronomie und Hotellerie. Wie würden Sie in diesen Zeiten die Rolle der LfA Förderbank Bayern beschreiben? Die LfA ist aktuell unser Instrument zur Sicherung der Liquidität, langfristig der Partner unserer Unternehmen für den Weg aus der Krise – als Rückhalt für unsere Geschäftsbanken. Führt die Krise zu einer Überschuldung von Bund und Ländern? Und wenn ja: Welche Folgen hat das für Investitionen in andere wichtige Zukunftsfelder wie Klimawandel, Mobilität oder Digitalisierung? Die Krise ist nicht das Ende der Welt! Eine Investition in den genannten Feldern verliert nicht ihre Wichtigkeit. Eher im Gegenteil: Mit weniger Mitteln muss ich mich umso mehr auf Zukunftsfragen konzentrieren. Welche Eigenschaften und Fähigkeiten brauchen Unternehmen wie Menschen, um solche Krisen auszuhalten? Vertrauen in die eigene Stärke, einen realistischen Blick auf die Tatsachen und die Erkenntnis, dass man zusammen mehr erreichen kann. Bei allen dramatischen Verlusten, Sorgen und Ängsten: Gibt es auch hilfreiche oder vielleicht zukunftsweisende Erkenntnisse, die wir aus diesen Corona-Zeiten gewinnen können? Ich bin ganz positiv gestimmt durch die vielen Meldungen bayerischer Unternehmen, die in dieser schweren Zeit ihren Beitrag für die Gemeinschaft erbringen wollen. Und die Wertschätzung für viele vermeintlich „einfache“ Tätigkeiten, wie zum Beispiel bei der Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft, wächst und wird hoffentlich bleiben. „WIR BRAUCHEN KEINE NEUE WIRTSCHAFTS- ORDNUNG, WENN SICH DIE BESTEHENDE ALS ROBUST ERWEIST“ Welche alten Phänomene unseres Wirtschaftslebens macht die Corona-Krise vielleicht überflüssig? Die Grundphänomene werden sich nicht ändern, warum auch, sie wurden nicht infrage gestellt. Gegen das Virus hilft kein Systemwechsel. Auch werden Sie sehen: Schon nach kurzer Zeit kaufen wir wieder „überflüssige“ Artikel, nur weil es sie gibt und wir Freude daran haben. Kann es sein, dass wir alle in diesen Zeiten lernen, dass unsere Wirtschaft über Wochen und Monate radikal schrumpfen kann, ohne zusammenzubrechen? Viele verstehen jetzt, warum es wichtig ist, solide zu wirtschaften und soziale Sicherungssysteme zu finanzieren. Unsere Wirtschaft ist insgesamt belastbar. Leider ist das kein Trost für diejenigen, die in dieser Zeit Insolvenz anmelden oder arbeitslos werden. Für diese Menschen ist dann wichtig, dass wir schon immer eine Wirtschaftspolitik betrieben haben, die Wachstum anstrebt, damit sie wieder eine neue Chance bekommen. Welche Lehren sollte die bayerische Wirtschaft aus den unterbrochenen Lieferketten der Just-in-time-Produktion oder aus fehlenden Erntehelfern anderer Länder ziehen? Lokalisiert sich das Globale? Wir sind Gewinner der Globalisierung, das kann keiner infrage stellen. Nur ein Beispiel: Wir sind führend bei der Herstellung von Spitzenprodukten der Pharmaforschung. Aber natürlich importieren wir viele günstige Nachahmerprodukte. Das wollen wir nicht grundsätzlich ändern, aber eine bessere Vorsorge mit Standardmedikamenten treffen. Brauchen wir vielleicht sogar eine neue Wirtschaftsordnung? Wir brauchen keine neue Wirtschaftsordnung, wenn sich die bestehende als robust erweist. Aber der Staat muss bei seinen Ausgaben Prioritäten neu bedenken. Nur zwei Beispiele: Wir sehen, wie falsch es in anderen Ländern war, Krankenhausbetten abzubauen. Wir selbst haben die „Friedensdividende“ genossen und im Bereich des Katastrophenschutzes eingespart. Kulturtechniken des Digitalen wie zum Beispiel Videokonferenzen, digitale Aktionärstreffen oder Homeoffice werden in diesen Wochen zu Selbstverständlichkeiten. Was bedeutet das für unseren künftigen Arbeitsalltag? Viele erproben jetzt Techniken der Digitalisierung, denen sie vorher skeptisch gegenüberstanden. Das ist ein Schritt in Richtung Arbeitswelt 4.0. Damit wird zum Beispiel die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatem verbessert und es sinken die Verkehrs- und Umweltbelastungen. Politik bedeutet ja im ursprünglichen Sinne gesellschaftliche Verantwortung. Erleben wir durch diese Krise auch eine neue Glaubwürdigkeit und Legitimation von Politik und Wissenschaft? Ich glaube, unsere Bürger haben erkannt, dass uns die Wissenschaft Entscheidungen nicht abnehmen kann. Es sind die Politiker, die Verantwortung übernehmen müssen in einem Moment, bei dem der Ausgang unklar ist. Dafür sollte man Personen wählen, denen man vertraut und Positives zutraut. 06 LFA MAGAZIN

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