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LfA Jubiläumsausgabe

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70 Jahre LfA – Mit ihren Finanzierungen hat die LfA Förderbank kleine und mittelständische Unternehmen gestärkt, Gründern Chancen eröffnet und die Infrastruktur in Kommunen verbessert. Ihr Jubiläum feiert sie mit einer erweiterten Ausgabe und besonderen Geschichten aus jedem Jahrzehnt.

INTERVIEW Innovationen

INTERVIEW Innovationen in Bayern gar nicht erst stattfinden. Und: Erfolgreiche Exits sind in der Regel sehr profitabel und ermöglichen es uns nicht nur, entstandene Verluste bei nicht erfolgreichen Gründungen auszugleichen, sondern auch, wieder in neue Start-ups zu investieren. Seit über einem Jahrzehnt sind die Zinsen sehr niedrig. Welche Auswirkungen hätte es auf die Aktivitäten der LfA, wenn das weiter so bleiben würde? Es gibt Leute, die unser Geschäftsmodell nicht so gut kennen und die Frage stellen: „Warum braucht es denn eine Förderbank, wenn das Geld scheinbar auf der Straße liegt und es der Wirtschaft gut geht?“ Die Antwort lautet: Als Förderbank gleichen wir mit unseren Angeboten die strukturellen Finanzierungsnachteile kleiner und mittlerer Betriebe gegenüber Großunternehmen aus, die sich neben der klassischen Bankfinanzierung auch am Kapitalmarkt günstig refinanzieren können. Wir sorgen damit für Chancengleichheit auf der Finanzierungsseite. Dies gilt in jedem Zinsumfeld, denn an diesem strukturellen Nachteil des Mittelstands ändern auch Niedrigzinsphasen oder die vor Beginn der Pandemie lang anhaltende gute Konjunktur wenig. So bieten wir seit Anfang Juli noch weiter gesenkte marktkonforme Förderzinssätze an und geben dabei unsere äußerst günstigen Refinanzierungskonditionen weiter. Warum wird die LfA auch in guten konjunkturellen Zeiten gebraucht? Die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft hängt auch maßgeblich davon ab, dass die Betriebe die aus dem bereits vor Corona begonnenen Wandel in puncto Digitalisierung, Klima- und Umweltschutz resultierenden Chancen ergreifen. Gerade auch in guten konjunkturellen Phasen kommt es darauf an, dass die Unternehmen weiter rechtzeitig und planvoll in ihre Zukunftsfähigkeit investieren können. Nehmen Sie einen Automobilzulieferer, der beispielsweise Kupplungsteile herstellt. Er weiß genau, dass in vier, fünf Jahren, wenn es mehr Elektroautos gibt, die Nachfrage nach diesem Produkt endlich ist. Er muss sich heute umstellen. Auch wenn es der Wirtschaft gut geht, sind stets Innovationsprozesse im Gange. Unsere DNA besteht darin, ganz besonders den Mittelstand bei diesen notwendigen Transformationen zu unterstützen. „WIR SOLLTEN BEIM THEMA NACHHALTIGKEIT MEHR AN CHANCEN ALS AN RISIKEN DENKEN“ Wird die LfA auch ihren 100. Geburtstag erleben? Das würde ich mit einem klaren Ja beantworten! Die Herausforderungen waren am Anfang andere, als sie es heute sind. Wir sind als „Flüchtlingsbank“ gestartet. In Bayern gab es viele Heimatvertriebene, die gut ausgebildet waren und viele Fähigkeiten besaßen. Auch mithilfe der LfA wurde es ihnen durch Bürgschaften ermöglicht, eine selbstständige Existenz zu gründen und zum wirtschaftlichen Wiederaufbau in Bayern beizutragen. Schon bald ging es dann darum, Bayern vom stark von der Agrarwirtschaft geprägten Land zu einem modernen Technologie- und Dienstleistungsstandort weiterzuentwickeln. Wir fördern im Auftrag unseres staatlichen Trägers bedarfsgerecht und tragen den wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Entwicklungen Rechnung. Diese Entwicklungen werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten andere sein als heute – auch insofern war die Pandemie ein Weckruf. Deshalb bin ich persönlich davon überzeugt, dass die LfA auch in den nächsten 30 Jahren die wirtschaftliche Zukunft des Landes mitgestalten wird. Mal sehen, ob es mir vergönnt ist, an der Party zum Hundertsten noch teilzunehmen. Welche drei Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach für eine Führungskraft am wichtigsten? Authentizität, Wertorientierung und Menschlichkeit. Ein Fähnchen im Wind kann keine gute Führungskraft sein. Haben Sie schon eine Idee, wie Ihr Alltag nach dem Abschied von der LfA aussehen könnte? Mein Nachfolger Dr. Bernhard Schwab muss auf keinen Fall Angst haben, dass ich jeden Tag an der Tür zur LfA rüttle. Ich begreife mein zukünftiges Leben nicht als Ruhestand, sondern als einen neuen Lebensabschnitt, den ich zusammen mit meiner Frau und großer Vorfreude aktiv gestalten werde. DR. OTTO BEIERL von Januar 2012 bis August 2021 Vorsitzender des Vorstands der LfA Förderbank Bayern. Der 65-Jährige studierte in Augsburg Rechtswissenschaften und arbeitete 19 Jahre im Bayerischen Staats ministerium der Finanzen, bevor er zur LfA wechselte. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Online unter www.lfa.de/magazin 08 LFA MAGAZIN

UNTERNEHMEN ANGESPITZT FAMILIENDYNASTIE UND GLOBAL PLAYER: FABER-CASTELL IST DER WELTGRÖSSTE HERSTELLER VON BUNT- UND BLEISTIFTEN. DIE LFA KONNTE DURCH IHRE UNTERSTÜTZUNG IN DEN 50ER-JAHREN EINEN GROSSEN BEITRAG ZUM ERFOLG DES STANDORTS IN GEROLDSGRÜN LEISTEN TEXT ALISSA SELGE Fotos: Faber-Castell Fertigungsstätten in zehn Ländern, 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die weltweit größte Farbstiftfabrik und 2,3 Milliarden produzierte Holzstifte pro Jahr – das Unter nehmen Faber-Castell ist mehr als erfolgreich. Weltberühmte Persönlichkeiten wie Otto von Bismarck und Karl Lagerfeld zählen zu den Liebhabern der Marke, wussten vor allem die Qualität der Bleistifte zu schätzen. Und auch Vincent van Gogh äußert sich bereits 1883 gegenüber einem Freund lobend: „Ich wollte Dir noch erzählen von einer Sorte von Bleistiften von Faber, die ich gefunden habe. Sie sind von dieser Dicke; sehr weich und von besserer Qualität als die Zimmermannsbleistifte, geben ein fa- moses Schwarz und man arbeitet damit sehr angenehm bei großen Studien.“ Mit einem Bleistift hat auch alles angefangen: Der Schreinergeselle Kaspar Faber spezialisiert sich 1761 in Stein bei Nürnberg auf das Bleistiftmacherhandwerk. Hundert Jahre später: Kaspar Fabers Ururenkel Lothar von Faber und seine beiden Brüder haben sich mittlerweile mit Geschäften in New York und Paris niedergelassen. Lothar von Faber eröffnet nun neben der Produktionsstätte in Stein bei Nürnberg auch ein Zweigwerk in Geroldsgrün, in dem zunächst Schiefertafeln hergestellt werden. 1898 heiratet Ottilie von Faber (die Enkelin von Lothar von Faber) den Grafen Alexander zu Castell-Rüdenhau- LFA MAGAZIN 09