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LfA Jubiläumsausgabe

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70 Jahre LfA – Mit ihren Finanzierungen hat die LfA Förderbank kleine und mittelständische Unternehmen gestärkt, Gründern Chancen eröffnet und die Infrastruktur in Kommunen verbessert. Ihr Jubiläum feiert sie mit einer erweiterten Ausgabe und besonderen Geschichten aus jedem Jahrzehnt.

INTERVIEW Wird Ihrer

INTERVIEW Wird Ihrer Einschätzung nach am Standort Deutschland das Potenzial der Zusammenarbeit von jungen Wachstumsunternehmen mit etablierten Unternehmen sowie wissenschaftlichen Einrichtungen voll ausgeschöpft? An einigen Orten und in manchen Netzwerken gelingt es immer besser, die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit Hochschulen und etablierten Unternehmern zu realisieren. Dies gilt insbesondere für München. Die Modelle, die sich als erfolgreich erweisen, sollte man daher auch breiter aufgreifen und nutzen. Aber wir haben noch ein erhebliches Potenzial an beiden Schnittstellen. Im Bereich der Universitäten geht es darum, dass wir noch mehr Ausgründungen sehen – vor allem im forschungsintensiven Bereich, dem Deep Tech. Und an der Schnittstelle zu Unternehmen geht es um die Möglichkeiten der Digitalisierung bestehender Unternehmen, aber auch um den Aufbau völlig neuer Geschäftsmodelle. Aufgrund der starken Stellung der deutschen Industrie bestehen gerade hier, im B2B-Bereich, besondere Chancen. Das Potenzial ist riesig und nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft. Die Start-up- und Scale-up-Gründerszene in Deutschland könnte im nächsten Jahrzehnt massiv zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen. Welche Impulse müssten dafür erfolgen? Eine kürzlich vorgestellte Studie vom Bundesverband Deutsche Startups, von Deutscher Börse, Internet Economy Foundation und Roland Berger nimmt sich genau dieser Frage an. Sie hält fest: Würden wir bis 2030 den gleichen Anteil von Beschäftigten in „DIE POLITIK HAT EINE GROSSE BEDEUTUNG, WENN ES UM DIE FINANZIELLEN RAHMENBEDINGUNGEN FÜR JUNGE WACHSTUMSUNTERNEHMEN GEHT“ Start- und Scale-ups erreichen wie in den USA, wären hiernach 3,7 Millionen Menschen in Deutschland direkt auf diese Weise beschäftigt. Damit dies Realität wird, müssen sich die Rahmenbedingungen für Gründer verbessern. So sollten Talente bei der Gründung gefördert werden, Kapital hinreichend verfügbar sein und die Wettbewerbsbedingungen stimmen. Aber auch die Investorenseite ist wichtig: Wenn der Exit besser gelingt, das heißt der erfolgreiche Verkauf oder Börsengang, dann kommt durch die Wiederanlage des mittlerweile angewachsenen Kapitals eine positive Spirale in Gang. Sehen Sie auch die Politik in der Pflicht, um zum Beispiel durch Bereitstellung von mehr staatlichem Kapital die Rahmenbedingungen für junge Wachstumsunternehmen zu optimieren? Ja, die Politik hat eine große Bedeutung, wenn es um die finanziellen Rahmenbedingungen für junge Wachstumsunternehmen geht. Beispielsweise helfen die Angebote der LfA zur Stärkung der Kapitalbasis bayerischer Gründer und Unternehmer, die sie zum Teil zusammen mit dem Europäischen Investitionsfonds und der Europäischen Investitionsbank aufgelegt hat, dass die hiesige Risikokapitalszene wächst und mehr Venture-Capital in Bayern zur Verfügung steht. Der Einfluss der Politik auf die Rahmenbedingungen beschränkt sich jedoch nicht aufs Finanzielle. Auch mit der Art der regulativen Rahmenbedingungen, die sie setzt, hat sie wesentlichen Einfluss. Dabei können manche rechtlich getriebenen Herausforderungen nicht durch eine höhere Finanzierung kompensiert werden. Dies gilt allgemein, aber natürlich besonders auch im Deep-Tech-Bereich. Zu guter Letzt ist der Staat ein bedeutender Kunde und die Ausgestaltung seiner Beschaffungspolitik ein wesentlicher Faktor für den Erfolg junger Unternehmen und sogar junger Branchen. Der Staat sollte daher die verschiedenen Einflüsse, die er hat, in einem ganzheitlichen Bild sehen und auch aufeinander abstimmen. Dies gilt aufgrund der volkswirtschaftlichen Bedeutung von Start-ups und Wachstumsunternehmen, aber auch der geopolitisch wichtigen Innovationen, die in diesem Bereich entstehen. Sehen Sie die Kapitalbeteiligung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als ein wichtiges Tool, um Talente aus dem In- und Ausland zu gewinnen? Grundsätzlich sind gute und motivierte Mitarbeiter entscheidend für den Erfolg jedes Unternehmens. Junge 38 LFA MAGAZIN

Die2020er Jahre Foto: Stocksy/Yaroslav Danylchenko Unternehmen können aufgrund ihrer finanziellen Situation in der Regel nur zurückhaltend Gehälter zahlen. Die Mitarbeiterbeteiligung ist hier ein wesentliches und auch richtiges Instrument, um Mitarbeiter zu motivieren und finanziell zu incentivieren. Schon aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Rahmenbedingungen hierfür in Deutschland angemessen sind. Derzeit ist dies noch nicht der Fall. Dies ist umso problematischer, als es heute einen internationalen Wettbewerb um gute Mitarbeiter gibt. Die Ausgestaltung der Mitarbeiterbeteiligung ist ein Standortfaktor. Schließlich darf man nicht vergessen, dass die hier erzielten Erlöse zu einem hohen Teil, laut einer jüngsten Studie zu über einem Drittel, wieder ins Ökosystem zurückfließen, indem sie zur Gründung neuer Unternehmen oder Beteiligung genutzt werden. Sie bringen auf diese Weise Schub in die positive Spirale eines sich entwickelnden Gründerökosystems. Es ist daher zu hoffen, dass dieses Thema in der kommenden Legislaturperiode noch einmal aufgenommen wird. PROF. DR. DR. DR. H.C. ANN-KRISTIN ACHLEITNER ist seit 2003 Wissenschaftliche Co-Direktorin des Center for Entrepre neurial and Financial Studies (CEFS) an der Technischen Universität München sowie Mitglied in den Aufsichtsräten verschiedener börsennotierter Konzerne. Sie studierte an der Universität St. Gallen (zwei Doktortitel in Wirtschaft und Recht) und habilitierte im Alter von 28 Jahren. 1994 heiratete sie den Wirtschaftsmanager Paul Achleitner: Die beiden lernten sich im Studium kennen und haben drei Söhne. Die 55-Jährige gilt als eine der renommiertesten und einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftlerinnen Deutschlands. Online unter www.lfa.de/magazin Die weltweite Verbreitung des Coronavirus SARS- CoV-2 hat weitreichende Folgen. In der Krise leistet die LfA mit ihren Förderprogrammen einen wirkungsvollen Beitrag für die Stabilität der bayerischen Wirtschaft Die LfA stellt binnen kürzester Zeit eigene bayerische Corona-Hilfsprogramme zur Verfügung: Die Förderbank unterstützt unter anderem mit Tilgungsaussetzungen bei bestehenden Krediten, Verbesserungen bei Akut- und Universalkrediten sowie der Ausweitung und Vereinfachung von Bürgschaften Der neue Corona- Schutzschirmkredit und der LfA Schnellkredit erweitern das Angebot Durch die Einführung einer 80%igen Haftungsfreistellung wird der Innovationskredit 4.0 verbessert Der Corona-Kredit Gemeinnützige und die Corona-Eigenkapitalhilfen für Start-ups wie das Startup Shield Bayern und das Eigenkapitalschild Mittelstand Bayern sind neu im Förderprogramm der LfA Die LfA verlängert ihre Corona-Hilfen bis 30. Juni 2021 Die LfA verlängert ihre Corona-Hilfen erneut: diesmal bis zum 31. Dezember 2021 Januar 2020 Das Gesundheitsamt informiert die Öffentlichkeit über den ersten Coronavirus-Fall in Deutschland März 2020 Die WHO erklärt die Atemwegserkrankung COVID-19 offiziell zu einer weltweiten Pandemie. Die Regierung ruft den landesweiten Katastrophenfall aus. Der erste Lockdown beginnt April 2020 Das Münchner Oktoberfest wird abgesagt Juli 2020 Das alltägliche Leben kehrt – unter Auflagen – langsam zurück Oktober 2020 Die zweite Infektionswelle wird stärker November 2020 Aufgrund von immer schneller steigenden Infektionszahlen wird in Deutschland ein „Lockdown Light“ verhängt Dezember 2020 Die Bundesregierung gibt verschärfte Maßnahmen gegen das Corona virus bekannt. Die 101-jährige Edith Kwoizalla erhält die erste Corona- Impfung in Deutschland April 2021 Erste Lockerungen des zweiten Lockdowns Juli 2021 Die Konjunktur zieht wieder an. Mit 3,3 Prozent hat Bayern die niedrigste Arbeitslosenquote aller Bundesländer LFA MAGAZIN 39