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LfA Jubiläumsausgabe

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70 Jahre LfA – Mit ihren Finanzierungen hat die LfA Förderbank kleine und mittelständische Unternehmen gestärkt, Gründern Chancen eröffnet und die Infrastruktur in Kommunen verbessert. Ihr Jubiläum feiert sie mit einer erweiterten Ausgabe und besonderen Geschichten aus jedem Jahrzehnt.

UNTERNEHMEN „ICH

UNTERNEHMEN „ICH WOLLTE DIR NOCH ERZÄHLEN VON EINER SORTE VON BLEISTIFTEN VON FABER, DIE ICH GEFUNDEN HABE ...“ Vincent van Gogh an seinen Freund Anthon van Rappard, 1883 sen. Mit dem Doppelnamen Faber- Castell begründen sie ein neues Grafengeschlecht und auch einen neuen Namen für das Unternehmen. 1905, nur ein paar Jahre nach Übernahme der Geschäftsführung, entwickelt Graf Alexander von Faber-Castell den dunkelgrünen Bleistift, der heute unter dem Namen „CASTELL 9000“ weltbekannt ist. Die Qualität der hochwertigen Farb-, Blei- und Kopierstifte sowie der technischen Zeichen- und Messgeräte spiegelt sich über die Jahrzehnte in den hohen Verkaufszahlen wider. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kann das Unternehmen an alte Erfolge anknüpfen. Mitte der 50er-Jahre stellen insgesamt rund 1.600 Beschäftigte Schreibwaren her und erwirtschaften dabei einen Umsatz von 27,5 Millionen D-Mark. Insbesondere Geräte zum Zeichnen, Messen und Rechnen sind gefragt. Aber auch der Kugelschreiber erobert als neues, praktisches Schreibgerät den Markt. Im bayerischen Geroldsgrün konzentrieren sich 380 Mitarbeiter vor allem auf die Produktion von Aus dem Warenkatalog von 1885: Die qualitativ hochwertigen Bleistifte verkaufen sich so gut, dass die Firma nach New York und Paris expandieren kann Mess- und Rechenstäben, Linealen und Reißbrettern. Auch hier läuft das Geschäft gut: Das Werk produziert weltweit die meisten technischen Zeichengeräte. Trotzdem steht ein Umbruch bevor, der den Betrieb in eine Krise stürzen wird. Die Konkurrenz nimmt zu, der globale Wettbewerb um den günstigsten Preis ist hart und erfordert technische Innovation. Eine Restrukturierung der Arbeitsprozesse ist zur Erhaltung des Betriebs unabdingbar. Im Jahr 1957 mechanisiert und modernisiert das Unternehmen schließlich die Herstellung per Hand. Da der Einsatz von Maschinen höhere Stromkosten zur Folge hat, errichtet das Unternehmen eine eigene Turbinenanlage, mit der die hohen Kraftstrompreise in der Region um die Hälfte gesenkt werden können. Die Restrukturierungsmaßnahmen und der Bau der Turbine werden durch ein Darlehen der LfA ermöglicht, das die Förderbank in Höhe von 500.000 D-Mark gewährt und das vor allem dem Werk in Geroldsgrün zugutekommt. Arbeitsplätze können so nicht nur gesichert, sondern sogar geschaffen werden – eine wichtige Veränderung für den ansonsten so industriearmen Standort. Dank der Förderung und des damit verbundenen Wachstums werden in den nächsten zwei Jahren 180 neue Mitarbeiter eingestellt. Die wachsende Nachfrage wird bedient, der Umsatz vergrößert. Und die Bedingung des fünfjährigen Kredits – das Zweigwerk Geroldsgrün bis zum Jahr 1962 zu erhalten – wird mehr als erfüllt: Bis heute gibt es das Werk. Auch in den weiteren Jahrzehnten bleibt die Unterstützung der LfA wichtig für das Fortbestehen des Standorts in Geroldsgrün. Nach einer Phase des Aufschwungs in den 60er- Jahren – das Unternehmen wächst, Der Rechenstab, hergestellt im Werk Geroldsgrün, ist in den 50er-Jahren ein Verkaufsschlager. Bis er in den 70ern durch den Taschenrechner ersetzt wird Fotos: Archiv Faber-Castell, Alamy/Retro AdArchives 10 LFA MAGAZIN

expandiert sogar nach Brasilien – kommt es zu einem abrupten Absturz: Der Rechenstab, eigentlich ein Kassenschlager, wird aufgrund des elektronischen Taschenrechners überflüssig. Schwere Umsatzeinbrüche im Werk Geroldsgrün folgen, bis sich die Geschäfts führung erneut zu einer radikalen Umstrukturierung entscheidet. Betriebsstätten in Konstanz und Dossenheim bei Heidelberg werden geschlossen, ihre Fertigung wird nach Geroldsgrün verlegt. Mit Überbrückungskrediten der LfA wird das Werk erneut modernisiert und den technischen Anforderungen der Zukunft gerecht. Im Jahr 1980 erhält Faber-Castell ein weiteres Darlehen in Höhe von 3,2 Millionen D-Mark, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die so geschaffene Atempause zahlt sich aus: Faber-Castell erlebt einen kometenhaften Aufstieg. Der Traditionsbetrieb, der sich seit 260 Jahren in Familienbesitz befindet, erwirtschaftet als eines der ältesten Unternehmen Europas jährlich über 580 Millionen Euro. Die1950er Jahre Nach dem Krieg verbessert sich die wirtschaftliche Lage rapide: Der Wiederaufbau schreitet voran, der Massenkonsum nimmt Fahrt auf Anfang Mai nimmt die „Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung“, kurz LfA, ihre Geschäftstätigkeit auf. Sie soll vor allem Flüchtlingen den wirtschaftlichen Neustart im Freistaat ermöglichen Die LfA löst sich vom Konzept der „Flüchtlingsbank“, denn größere einheimische Unternehmen sind ebenfalls auf öffentliche Finanzhilfen angewiesen 1951 1952 Das Deutsche Fernsehen nimmt den regelmäßigen Sendebetrieb auf 1953 Konrad Adenauer wird zum zweiten Mal Bundeskanzler FAKTEN FABER-CASTELL Gründungsjahr: 1761 Standort: Stein bei Nürnberg Mitarbeiter: 8.000 (weltweit) www.faber-castell.de Online unter www.lfa.de/magazin 1954 Deutschland wird Fußballweltmeister: das Wunder von Bern! 1955 Die Lufthansa nimmt den Linienflugbetrieb auf 1957 Der Deutsche Bundestag beschließt das Frauen- Gleichberechtigungsgesetz Die Sanierung des Automobilherstellers BMW beginnt mithilfe der Bayerischen Staatsregierung und der LfA (siehe S. 12) 1959 LFA MAGAZIN 11