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KPM MAGAZIN 2021

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Für die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin konzipierte Storyboard 2017 ein eigenes Magazin: WEISS. Die neue Ausgabe des Magazins, das in diesem Jahr seinen 5. Geburtstag feiert, widmet sich der bunten Seite und dem Wir-Gefühl.

WECHSELMODELL Alle, die

WECHSELMODELL Alle, die glauben, hier die Vase CADRE zu sehen, haben recht – allerdings nur fast. Die Teedose (hier ohne Deckel, mit oder ohne Platinstaffage) gestaltete Trude Petri als spannungsreiche Ergänzung zu den Kreis- und Kugelformen der URBINO Kollektion. 1967, mehr als 30 Jahre später, griff sie die quadratische Form für die Vase CADRE erneut auf. KPM Magazin 24 N°. 05

Geniale Gestalterin Trude Petri schuf Designs, die von zeitloser Schönheit sind Bilder: KPM ALS TRUDE PETRI 1927 ihre Töpferlehre in Hamburg abbricht, um nach Berlin zu ziehen, ahnt die damals 21-Jährige vermutlich nicht, wie nachhaltig sie das deutsche Porzellandesign in der ersten Hälfte 1906 des 20. Jahrhunderts prägen wird. Zunächst vertieft sie ihre keramischen Studien an der Staatlichen Porzellan- Manufaktur (später KPM Berlin) und wird vom damaligen Direktor Nicola Moufang sowie dem Bildhauer Otto Gothe gefördert. Auch der neue Direktor Günther von Pechmann erkennt das Talent der jungen Petri, bietet ihr 1929 eine Festanstellung an und gibt ihr den Auftrag, im Geiste der Neuen Sachlichkeit ein Service mit klarer Formensprache zu entwickeln. Zwei Jahre später, 1931, gelingt es Trude Petri, gleich zu Beginn ihrer Karriere einen der berühmtesten Designklassiker der KPM Berlin zu entwerfen: das Tafelgeschirr URBINO. Dabei lässt sie sich vor allem von ostasiatischen Keramiken wie schlichten Reisschalen, die auf Kreis- und Kugelformen basieren, inspirieren. Die vom Bauhaus beeinflusste „reine Form“ ohne Dekor beeindruckt auch die Fachwelt: Auf der VI. Triennale di Milano wird URBINO 1936 mit der Goldmedaille und 1937 auf der Internationalen Weltausstellung in Paris mit einem Grand Prix ausgezeichnet. Der Zweite Weltkrieg verändert vieles: Im November 1943 zerstören alliierte Flieger große Teile der Manufaktur, Anfang 1944 wird Petris Wohnung vollständig ausgebombt. Die KPM evakuiert alle Mitarbeiter:innen in die Porzellanstadt Selb. Nach Kriegsende beschäftigt sich Petri in der oberfränkischen Provinz mit der Rekonstruktion ihrer zerstörten Modelle. 1949 wagt sie der Liebe wegen den Sprung in die USA. Sie zieht zu ihrem Hamburger Jugendfreund, dem Architekten John G. Raben, der bereits seit 1929 in Chicago lebt. Kurz darauf heiratet das Paar. Mit der Berliner Manufaktur steht sie in den folgenden Jahrzehnten in engem Kontakt, liefert der KPM weiterhin Entwürfe und bleibt dabei ihrer Maxime „So einfach wie möglich, so elegant wie möglich“ treu. Ende der 50er-Jahre plant das Ehepaar, nach New York umzusiedeln. Doch als John Raben 1961 an einem Herzinfarkt stirbt, beschließt Trude Petri, in Chicago zu bleiben. Bei aller Trauer arbeitet sie unbeirrt weiter. Anlässlich des 200-jährigen Bestehens der KPM reist sie 1963 noch einmal nach Berlin. Ihr letzter Porzellanentwurf für die Manufaktur stammt aus dem Jahr 1967: die rechteckige Vase Tee (heute CADRE), deren Form auf die Anfang der 1930er-Jahre geschaffene URBINO Teedose zurückgeht. Ein weiterer Designklassiker von Trude Petri – einfach, elegant und zeitlos. als Tochter eines Pelzhändlers in Hamburg geboren 1925–1927 Ausbildung zur Töpferin in Hamburg 1927–1929 Aufbaustudium in der keramischen Fachklasse an der KPM 1929–1949 Festanstellung als Gestalterin bei der KPM Berlin 1944 Umsiedlung mit der evakuierten Manufaktur nach Selb/ Oberfranken 1949 Auswanderung nach Chicago/USA; Heirat mit dem Architekten John G. Raben 1958 Erhalt der amerikanischen Staatsbürgerschaft 1961 unerwarteter Tod des Ehemanns 1973 Umzug an die kanadische Westküste 1998 gestorben in Vancouver N°. 05 25 KPM Magazin