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KPM Magazin 2019

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Für die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin konzipierte Storyboard 2017 ein eigenes Magazin: WEISS. Nach der ersten Ausgabe ganz in Weiß und der zweiten in Schwarz folgt jetzt die Dritte im Bauhaus-Look – passend zum diesjährigen Jubiläum.

MANUFAKTUR DIE POESIE

MANUFAKTUR DIE POESIE VON PORZELLAN REGELMÄSSIG PFLEGT DIE KPM Berlin den Austausch mit wichtigen kreativen Köpfen unserer Zeit. Die jüngste Kooperation brachte sie mit dem Design-Studio New Tendency zusammen: ein Gespräch über Bauhaus, Teller und Schaffensprozesse Text: HEIKE GLÄSER Bilder: Xxxxxxxxxxx KPM Magazin 36 N°. 03

Sie stehen in der Tradition des Bauhauses und übersetzen es genial ins Jetzt: Sebastian Schönheit, Manuel Goller und Christoph Goller vom Berliner Design-Kollektiv New Tendency (v.l.n.r.) Bild: New Tendency, Jonas Lindstroem DAS DESIGN-STUDIO in einem Kreuzberger Hinterhof am Kottbusser Tor ist nicht leicht zu finden. Nur ein unscheinbares Schild verrät, dass sich hier eines der angesagtesten Design-Labels der Stadt befindet: New Tendency. Dahinter stehen die Designer Manuel Goller und Sebastian Schönheit, die sich seit dem Studium kennen, sowie Manuels Bruder Christoph Goller, der fürs operative und finanzielle Geschäft zuständig ist. Die drei arbeiten mit zwei weiteren Mitarbeitern in einer lichtdurchfluteten Fabriketage, feilen hier konzentriert und mit großer Ruhe an ihren Entwürfen. Gefertigt wird bei ihren Partnern, denn alle ihre Design-Objekte entstehen in enger Kooperation mit Künstlern, Architekten und Manufakturen. New Tendency entwickelt hauptsächlich Möbel. Eines seiner bekanntesten Produkte ist der Beistelltisch „Meta“ aus gefaltetem Stahl. Er steht für ein Design, das mit Perspektiven und Proportionen, mit filigranen und soliden Formen spielt. Damit hat sich New Tendency inzwischen auch international einen Namen gemacht und verkauft seine Möbel von New York bis Tokio. Gelegentlich wagt das Design-Trio aber auch Ausflüge in andere Bereiche. Vor anderthalb Jahren begann die Zusammenarbeit mit der KPM Berlin, bei der es „sofort gefunkt hat“, wie Manuel Goller sagt. Der 34-Jährige war schon immer fasziniert von der bewegten Geschichte der Porzellan-Manufaktur und von deren heutigem Bestreben, die Traditionsmarke mit zeitgenössischen Einflüssen zu bereichern. Gemeinsam mit KPM Chefdesigner Thomas Wenzel machten sie sich an die Arbeit – mit dem Ziel: vor keiner Herausforderung zurückzuschrecken und an die Grenzen des Machbaren zu gehen, was Porzellan betrifft. Das Ergebnis? Schwebend schön! Herr Goller, Sie haben an der Bauhaus-Universität in Weimar studiert. Wie hat Sie das Bauhaus geprägt? Für mich war die Idee von Bauhaus die größere Inspiration als die Formensprache. Dazu zählt zum einen die Zusammenarbeit im Kollektiv: In den 1920er-Jahren haben in Weimar ganz verschiedene Akteure zusammengefunden und gemeinsam an einer größeren Idee gearbeitet. Zum anderen ging es um die Infragestellung des Status quo: Die Bauhäusler gaben sich nicht zufrieden mit dem, was war. Man verstand sich als Vorreiter, probierte Neues aus, brach mit alten Dingen und dachte sie weiter. Sind das die Gründe, warum das Bauhaus nach 100 Jahren immer noch so aktuell wirkt? Die Akteure waren ihrer Zeit weit voraus. Ich weiß nicht, ob wir heute im Gestaltungsbereich ähnlich avantgardistisch unterwegs sind wie damals. Heute wird eher zitiert oder sich auf bereits Bestehendes bezogen, aber nicht so radikal neu gestaltet. Stichwort: kollektive Zusammenarbeit. Wie kam es zur Kooperation mit der KPM? Die KPM hat auf uns schon immer eine Faszination ausgeübt. Es ist eine Manufaktur, vergleichbar mit den Bauhaus-Werkstätten, ein Ort, wo Menschen schöne Dinge produzieren. Sie sagen, dass Design kulturelle Werte erschaffen kann. Wie meinen Sie das? Unser Anspruch ist es, zeitlose Lebensbegleiter zu schaffen, mit denen sich die Menschen identifizieren können. Objekte, die neben der reinen Funktion durch Ästhetik und Haptik inspirieren und Freude bereiten. N°. 03 37 KPM Magazin