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KPM Magazin 2019

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Für die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin konzipierte Storyboard 2017 ein eigenes Magazin: WEISS. Nach der ersten Ausgabe ganz in Weiß und der zweiten in Schwarz folgt jetzt die Dritte im Bauhaus-Look – passend zum diesjährigen Jubiläum.

Ehrenplatz für Karl

Ehrenplatz für Karl Friedrich Schinkel (1781–1841): Das preußische Universalgenie hat die Stadt und die KPM Berlin nachhaltig geprägt JÖRG WOLTMANN: Ich finde es sehr spannend zu sehen, wie die Stadt zusammengewachsen ist. MICHAEL MÜLLER: Was Berlin und die KPM übrigens noch verbindet, ist Karl Friedrich Schinkel. Er hat das Stadtbild mit Gebäuden wie der Neuen Wache oder der Bauakademie geprägt. Köpfe wie er waren und sind ein Glücksfall für die Stadt. JÖRG WOLTMANN: Die KPM Berlin hat seit dem Kauf 1763 durch König Friedrich II. immer mit den besten Gestaltern ihrer Zeit zusammengewirkt. Wenn ich heute ins Archiv schaue, bin ich erstaunt, wer da alles vertreten ist. Der Bildhauer Johann Gottfried Schadow, von dem die PRINZES- SINNENGRUPPE stammt, oder eben Schinkel, der den sogenannten SCHINKELKORB entworfen hat. Schinkel war einer der größten Architekten, die in dieser Stadt gewirkt haben. Gebaut wurde hier ja schon immer viel. Als das heutige Manufaktur-Gebäude 1872 errichtet wurde, befand es sich am Rande der Stadt, heute ist es in ihrer Mitte, zentral zwischen Brandenburger Tor und Schloss Charlottenburg. Das muss auch so bleiben, wenn es auch wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Aber was ist sinnvoller, als Kulturgut zu erhalten? MICHAEL MÜLLER: Die Balance zwischen wirtschaftlich sinnvoller Entwicklung und dem Erhalt von Kulturräumen ist ein Thema, das uns derzeit besonders umtreibt. Das ist eine Gratwanderung. Wir brauchen Flächen für den Wohnungsbau, für Schulen, aber genauso auch für Büros und produzierendes Gewerbe. Aber zu jeder Mischung gehören auch Freiraum und Kultur, zu jeder attraktiven Metropole gehören auch Parks und Grünflächen. Das alles zu erhalten ist nicht immer einfach, aber sehr wichtig. KPM Magazin 20 N°. 03

MEISTERSTÜCKE aus der königlichen Welt Wie fast alle Körbe und Schalen der KPM Berlin vereint auch der SCHINKELKORB Zierde und Funktion in edelster Weise. Unten: die Büste des Künstlers Karl Friedrich Schinkel PRINZESSINNENGRUPPE Die Doppelhochzeit von Friedrich Wilhelm III. und seinem Bruder Ludwig mit den Schwestern Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz 1793 nahm der preußische König zum Anlass, die PRINZESSINNEN- GRUPPE fertigen zu lassen. Er beauftragte den Berliner Hofbildhauer Johann Gottfried Schadow, der die Kunstszene seiner Zeit maßgeblich beeinflusste. In den folgenden zwei Jahren entstanden lebensgroße Gruppen aus Gips und Carrara-Marmor, zudem eine verkleinerte Version für die KPM Berlin. Sie ist 55 Zentimeter hoch und besteht aus sogenanntem Biskuitporzellan, das bei Temperaturen bis 1.400 Grad Celsius zweimal gebrannt und nicht glasiert wird, um dem Materialcharakter von Marmor nahezukommen. Heute gilt die Skulptur als ein Paradebeispiel des Berliner Frühklassizismus. Bilder: KPM Berlin SCHINKELKORB Was für ein Prachtstück! Bis heute zählt der SCHIN- KELKORB zu den königlichen Schätzen der Manufaktur. Drei Monate Fertigungszeit nimmt er in Anspruch: Der Blumenfries mit goldgraviertem Dekor wird in mehreren Schichten von Hand gemalt, für das Reliefmuster werden über 3.000 Schnitte gesetzt. Karl Friedrich Schinkel, der das Modell für die KPM Berlin entwarf, war eine Ausnahmeerscheinung: Der Architekt, Baumeister und Stadtplaner gilt als Vater des klassizistischen Preußens. Seine Bauwerke, etwa die Neue Wache, tragen eine klare Formensprache und prägen das Stadtbild von Berlin-Mitte noch heute. Aber Schinkel war eben auch Interior- und Produktdesigner: Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er zum Innenarchitekten des königlichen Hauses berufen. Sein erster Auftrag: die Neugestaltung des Schlafgemachs der Königin Luise von Preußen. Die PRINZESSINNENGRUPPE wird von Hand aus insgesamt 88 Porzellanteilen zusammengefügt. Der Künstler Johann Gottfried Schadow arbeitete auch als Lehrer und Gestalter für die KPM Berlin N°. 03 21 KPM Magazin