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KPM Magazin 2018

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Für die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin konzipierte Storyboard 2017 ein eigenes Magazin: WEISS. Die zweite Ausgabe erscheint jetzt ganz in Schwarz.

Friedlaender bei der

Friedlaender bei der Arbeit. Wie eine Architektin setzte sie ihre Modelle zusammen, verleugnete dabei aber nie ihre keramische Herkunft Bilder: KPM Archiv

„Publizität, Ruhm und Rampenlicht sind so flüchtig wie Wolken, aber ein gutes Gefäß wird Jahrhunderte überdauern“ Bauhaus ist kein Stil BEVOR MARGUERITE FRIEDLAENDER für die KPM Geschirr entwarf, hatte sie ihre Ausbildung am Bauhaus absolviert. Das Bauhaus war die einflussreichste Schule im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs im 20. Jahrhundert und brachte viele prägende Gestalter hervor. Das Bauhaus-Archiv in Berlin sammelt und stellt ihre besonderen Arbeiten aus. Ein Interview mit der Direktorin Frau Dr. Annemarie Jaeggi. Bilder: General Photographic Agency/Getty Images In knapp zwei Jahren kam zur Reihe HALLESCHE FORM ein Teeservice hinzu, so filigran, dass das Markenzeichen der KPM, das blaue Zepter, durch den Tassenboden hindurchschimmerte. Es folgten das Speiseservice BURG GIE BICHENSTEIN, das Restaurantgeschirr HERMES für den Flughafen Halle/Leipzig und zahlreiche Vasen-Serien, darunter ihre Vase HALLE – oben konisch, unten bauchig. Die Entwürfe von Friedlaenders „Flugzeugtasse“, bei der die Spiegelfläche in der Unterschale ausgeschnitten wird, damit die Tasse auch bei Turbulenzen einen sicheren Stand hat, entstanden 1932 und wurden noch bis 1935 produziert. Friedlaender entwarf auf der Grundlage von geometrischen Formen und geraden Linien. Wie eine Architektin setzte sie ihre Modelle zusammen. Dabei verleugnete sie aber nie ihre keramische Herkunft. Ihre Entwürfe wirken nicht konstruiert, sondern, wie bei der Drehtechnik üblich, aufgezogen. In enger Gemeinschaftsarbeit mit der KPM änderte Friedlaender ihre Modelle und passte sie den Produktionsbedingungen für die serielle Herstellung an. Ihre Arbeit war wegweisend für die gesamte deutsche Porzellanindustrie. Ihr Werk wurde in der Weimarer Republik als Inbegriff innovativer, radikal sachlicher Gebrauchskeramik gelobt. Doch trotz ihres Erfolges und Wirkens erreichte die Avantgardistin Friedlaender nie den Bekanntheitsgrad ihrer Kollegin Trude Petri, die zeitgleich als Porzellangestalterin bei der KPM beschäftigt war und kurz nach Friedlaenders Das Bauhausgebäude Dessau, designt von Walter Gropius, entstand von 1925 bis 1926 als Schulgebäude für die Kunst-, Design- und Architekturschule Bauhaus Was genau ist das Bauhaus-Archiv? Wir sind eine Einrichtung, die von Walter Gropius, dem Gründer des Bauhauses, ins Leben gerufen wurde. Er suchte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Ort, an dem alle Hinterlassenschaften des Bauhauses gebündelt aufbewahrt und gepflegt werden sollten. Heute besuchen 120.000 Menschen im Jahr das Museum, 2.300 Forscher aus aller Welt arbeiten im Archiv. 2019 feiert das Bauhaus sein 100-jähriges Gründungsjubiläum. Welche Veranstaltungen sollte man nicht verpassen? Das erste große Highlight im Jubiläumsjahr ist das Eröffnungsfestival ab dem 17. Januar 2019 in der Berliner Akademie der Künste. Es widmet sich den performativen Künsten, also Tanz, Theater, Puppenspiel, Film etc. Die große Jubiläumsausstellung des Bauhaus-Archivs „original bauhaus“ findet ab dem 6. September 2019 in der Berlinischen Galerie statt. Gezeigt werden Objekte, anhand derer Fragestellungen um Unikat und Serie, Remake und Original am Bauhaus nachgegangen wird. Sind Trittbrettfahrer ein großes Problem? Ja. Produzenten von schlichten Gegenständen, die vielleicht dem Gestaltungsgrundsatz „Form follows function“ entsprechen, bewerben sie oft als Bauhaus-Stil oder verwenden irgendeine ominöse Bezeichnung, in der das Wort Bauhaus vorkommt. Reines Marketing. Woran kann ich ein echtes Bauhaus-Produkt erkennen? Wir markieren lizenzierte Nachbauten oder Re-Editionen mit unserem Zeichen – und legen dabei strenge Kriterien an. Zum Bauhaus zählen nur Gegenstände, die von 1919 bis 1933 dort entworfen wurden. Viele Menschen denken, Bauhaus sei ein Stil. Ist es aber nicht. N°. 02 37 KPM Magazin