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KPM Magazin 2017

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Die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin, steht für Erstklassiges. Besonders in der Farbe, die alles möglich macht und zeitlos ist: WEISS. Der ideale Titel für ein Magazin, das die Werte des Traditionsunternehmens vermittelt, vor allem aber auch zeigt, wer die KPM heute ist. Mit einem Team, das stadtübergreifend in Berlin und München an der Entwicklung von WEISS gearbeitet hat, ist ein Heft entstanden, das die Besonderheiten der KPM hochwertig und modern widerspiegelt und von nun an zweimal jährlich erscheinen soll.

Einfach mitmachen! IN

Einfach mitmachen! IN JEDEM STÜCK PORZELLAN, das bei der KPM gefertigt wird, stecken viel Aufwand und Sorgfalt. Wie viel, das können sich Besucher in der neuen Mitmach-Manufaktur nicht nur anschauen – in Workshops greifen sie auch selbst zu Kaolin, Hubel und Schlicker SCHON FRIEDRICH der Große sagte: „Gewissheit erlangt man nicht vom Hörensagen.“ Ganz in diesem Sinne können Besucher der KPM nicht nur hinter die Kulissen der Manufaktur schauen, sondern auch selbst ein Stück aus Porzellan herstellen. Möglich macht dies die neue Mitmach-Manufaktur auf dem historischen Gelände des Unternehmens in Berlin-Tiergarten, wo seit mehr als 140 Jahren nach überlieferten Verfahren Porzellane von höchster Qualität gefertigt werden. MANUFAKTUR Die Mitmach-Manufaktur befindet sich in einem lichtdurchfluteten Raum, in dessen Mitte ein großer Tisch steht. Bei einem Workshop können hier bis zu 24 Personen Platz nehmen. Der Tisch ist eine Sonderanfertigung aus sogenannten Bolen, Brettern, die in den Rollwagen liegen, mit denen das Porzellan in der Manufaktur von einer Station zur nächsten gebracht wird. Maßgeschneidert wie dieser Arbeitsplatz ist auch der Workshop. Aus den zehn aktuellen Servicen der KPM können die Teilnehmer wählen: Möchte man ein schlichtes URBINO Stück herstellen? Oder doch lieber einen Becher mit feinem KURLAND Relief oder eine FELDBLUMEN Tasse? Ist die Entscheidung gefallen, kann es losgehen: Die Porzellanmasse wird angerührt. Die Zutaten – Kaolin-Bröckchen, körniger Feldspat und feiner Quarz – liegen in den Schubladen eines Apothekerschrankes, das Rezept hängt an der Wand. Löffelweise kommen die Rohstoffe mit ein wenig Wasser in eine Schale, werden gemörsert und dann wie ein Kuchenteig mit den Händen geknetet. Die entstandene Masse drehen die Teilnehmer durch einen kleinen Fleischwolf. Was dabei herauskommt, nennt sich Hubel, hat etwa die Konsistenz von Lehm und landet auf einer Drehscheibe, so wie man sie vom Töpfern kennt. Dann braucht es ein wenig Fingerspitzengefühl, damit aus dem Klumpen eine Grundform entsteht, ein zentrierter Kegel, dem – zum Beispiel für eine Tasse, einen Becher oder eine Vase – durch den Druck der Hände eine Einbuchtung in der Mitte hinzugefügt wird. Der entstandene Rohling kommt dann in eine Gipsform und wird, während er Oben: An diesem Maltisch wird erklärt, wie man Farben anmischt und aufträgt. Rechts: Unter fachkundiger Anleitung lernen die kleinen Manufakturisten, ihr eigenes Porzellan herzustellen. KPM Magazin 32 N°. 01 / 17

Hier erfährt man alles über das Drehen und Giessen – auch multimedial. sich weiter auf der Scheibe dreht, mithilfe eines Schabers auf die richtige Gefäßwandstärke gebracht. Das Ganze muss nun zehn Minuten trocknen, damit der Gips Wasser aus der Porzellanmasse zieht, sie so schrumpft und sich leicht aus der Form nehmen lässt. Diese Zeit können die Teilnehmer nutzen, um sich für weitere Einzelteile zu entscheiden: Soll der Becher einen Henkel bekommen oder die Tasse sogar zwei? Diese zusätzlichen Teile werden angarniert, also mit dem Hauptstück verbunden. Dafür wird Schlicker benötigt, eine Porzellanmasse mit der Konsistenz von flüssiger Schokolade. Sitzt alles an der richtigen Stelle, müssen nun noch die Nahtstellen mit Pinsel und Schwamm sauber verputzt werden, sodass sie später nicht mehr zu sehen sind. Im Prinzip hat man als Hobby-Handwerkskünstler seine Arbeit nun getan. Die Porzellanstücke kommen in den Brennofen, wo sie zweimal gebrannt werden, jeweils für immerhin 22 Stunden. Die lange Brenndauer spart Energie und ist besser für das Material. Es kommt zu weniger Ausschuss. Zum Vergleich: Industriell gefertigtes Porzellan bleibt meist lediglich für 80 bis 120 Minuten im Ofen. Nach dem ersten Brand, dem Verglühbrand bei 1000 Grad Celsius, heißt es Daumen drücken. Das Porzellan wird in eine organische blaue Flüssigkeit getaucht. Selbst feinste Risse oder kleine Bläschen werden bei dem sogenannten Blautauchen sichtbar, weil sich die Farbe dort nicht absetzt, wo Schäden entstanden sind. Die Porzellanteile, die den Qualitätstest bestanden haben, werden von Hand durch eine mit Glasur gefüllte Wanne gezogen. Es folgt der zweite Brand, der Glattbrand bei 1400 Grad Celsius, nach dem die Stücke um ganze 16 Prozent geschrumpft sind. Wer möchte, kann sein fertiges Porzellanwerk später auch mit Pinsel oder Feder selbst verzieren. Für die Farben wird buntes Pulver mit Dicköl vermischt, hinzu kommen ein paar Tropfen eines ätherischen Öls – wie Anis, Nelke, Lavendel. Jedes verleiht der Farbe eine andere Eigenschaft. Anisöl zum Beispiel ist fließend und kann gut zum Ausfüllen von größeren Flächen verwendet werden, schmieriges Nelkenöl sorgt für Struktur bei Blumendekors. Auf das Bemalen folgt ein letzter Brand, der Dekorbrand. Danach können die Workshop-Teilnehmer dann endlich ihr eigenes kleines Meisterwerk mit nach Hause nehmen: ein selbst gefertigtes Unikat, das mit dem kobaltblauen Zepter der KPM geadelt wurde. Für einen ganz besonderen Manufaktur- Moment können bei der KPM Workshops in der Mitmach-Manufaktur gebucht werden, die ganz individuell zusammengestellt werden (Kinder malen z. B. ab 20 Euro pro Workshop). Weitere Informationen gibt es unter counter@kpm-welt.com oder unter Tel. 030/39 00 94 72. N°. 01 / 17 33 KPM Magazin