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Jaguar Magazine 03/2017 – German

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Wir geben Gas! In London sorgt Automobiljournalist Guy Bird im brandneuen E-PACE für Aufsehen und zeigt uns ganz nebenbei nahezu unentdeckte Tipps in der britischem Hauptstadt – seiner Heimat. Warum sich der Jaguar XE bestens als Grundlage für den leistungsstärksten Jaguar mit Straßenzulassung aller Zeiten – den XE SV Project 8 – geeignet hat, hat uns David Pook erklärt, Leiter der Special Vehicle Operations bei Jaguar Land Rover. Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe THE JAGUAR 03. 

MACH 2 Der Start einer

MACH 2 Der Start einer Concorde war ein Fest für die Sinne. Sie besaß die Power eines Militärjets und war gleichzeitig grazil wie ein Schwan. Jeder Flug war etwas ganz Besonderes. Unten: Die Instrumente eines modernen Cockpits sind schon eine ganze Weile Produkte des digitalen Zeitalters, aber wenn man „Mach 2+“ auf einer Anzeige liest, läuft einem doch ein Schauer über den Rücken denn die Flugzeit von New York nach London beträgt wie schon seit langem siebeneinhalb Stunden. Die Concorde brauchte für die gleiche Strecke nur dreieinhalb. Zwar kann man in der Business Class und First Class in großräumigen Jets bequemer reisen, aber eben nicht schneller. Das in Denver ansässige Start-up-Unternehmen Boom Technology will dort anknüpfen, wo die Concorde aufhörte. Mit einem Etat von 33 Millionen Dollar will es noch vor Ende 2017 ein Demonstrationsmodell mit dem kryptischen Namen XB-1 im Flug testen. Boom plant den Bau eines Überschallflugzeugs für 40 und mehr Passagiere. Dieses soll eine Geschwindigkeit von 1.450 Meilen (2.334 km) pro Stunde erreichen und die Flugzeit für die Strecke New York London auf Concorde-Standard (3 ½ Stunden) verkürzen. Aber während ein Ticket für einen Flug auf der anglo-französischen Ikone bis zu $ 20.000 kosten konnte, soll man angeblich für einen Hin- und Rückflug auf der neuen Überschallmaschine nur $ 5.000 zahlen. Das sagt jedenfalls Blake Scholl, Gründer und CEO von Boom. Scholl ist kein typischer Pionier der Luftfahrt. Er hat früher bei Amazon.com gearbeitet und war dort als Programmierer reich geworden. Außerdem besaß er einen Pilotenschein für Privatjets und den Drang des Start-up-Unternehmers, einen bestimmten Bereich gründlich aufzumischen. Bald war er zu der Ansicht gekommen, dass erschwingliche Überschallflüge technisch möglich und wirtschaftlich lohnend sein würden. „Ich fing damit an, weil ich selbst nie mit Concorde geflogen war. Ich habe dann auf neue Überschallflieger gewartet, aber die kamen einfach nicht. Also musste ich es selbst machen.“ Die großen Geldgeber vor allem die vom Silicon Valley meldeten sich bald, aber einer aus der Ferne stellte alle in den Schatten. Richard Branson, der Besitzer der Virgin-Group, hatte selbst ein eigenes Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic gegründet. Er war so beeindruckt von Scholls Plänen, dass er eine Option für den Kauf von zehn Überschalljets erwarb. „Ich war schon immer an Innovation der Luftfahrt und der Entwicklung von superschnellen kommerziellen Flügen interessiert. Deshalb habe ich mich sofort entschlossen, mit Boom zusammenzuarbeiten. Das war ganz natürlich, weil Virgin Galactic ja ähnliche Ziele verfolgt.“ Blake Scholl hatte also ein Projekt und auch die Finanzierung dazu, aber er brauchte Fachleute, um den Prototypen des XB-1 zu bauen. Also versammelte er ein aus elf Leuten bestehendes Team mit erwiesener Raumfahrt- und Flugzeug bau- Erfahrung. Sie kamen von NASA, Pratt and Whitney, General Electric, Lockheed Martin und SpaceX. Sechs Männer haben Pilotenscheine; andere hatten speziell am Design und Bau leistungsstarker Flugzeuge und Düsentriebwerke mitgearbeitet. Einer der Gründe, warum jetzt die Zeit für einen Neustart von Überschallflügen reif ist, liegt in der Technologie. Es ist zehn Jahre her, seit man die Concorde aus dem Verkehr zog, und die Mängel, die dazu führten, mussten erst erkannt und behoben werden. So verwendet man heute Kohlefaser-Verbundwerkstoffe für die Außenhaut des Flugzeugs, die bei der Concorde aus schwererem Aluminium bestand. Und bei der Concorde gab es noch keine moderne Computersimulation, die heute das Design wesentlich beschleunigt, da man nicht mehr auf teure Testflüge im Windtunnel angewiesen ist. Außerdem wäre ein heutiger Überschalljet ruhiger dank effizienterer Zellen und der Tatsache, dass die Triebwerke zur Erreichung der Überschallgeschwindigkeit keine Nachbrenner mehr benötigen. Laut Scholl und Team gibt es bereits serienmäßige Turbofan- Triebwerke, die entsprechend modifiziert werden können. Scholl hat einen ehrgeizigen Zeitplan für einen ersten kommerziellen Überschall-Flug. Der soll 20 Jahre nach dem letzten Linienflug der Concorde stattfinden. Wenn es nach ihm ginge, sollte es möglich sein, in fünf Stunden von Los Angeles nach Sydney zu fliegen statt wie bisher in 15. Für Scholl, den Visionär, ist selbst dieses hoch gegriffene Ziel noch nicht hoch genug. Aber es ist eigentlich ganz einfach: „Ich möchte in einer Welt leben, in der man überall in fünf Stunden für $ 100 hinkommt. Das wird noch ein paar Jahrzehnte dauern, aber wir werden es schaffen.“ Das wäre nun wirklich Überschall pur. FOTOS: PETER MARLOW / MAGNUM PHOTOS / AGENTUR FOCUS, DDP IMAGES, PR (2) 68 THE JAGUAR

„ICH MÖCHTE IN EINER WELT LEBEN, IN DER MAN ÜBERALL IN FÜNF STUNDEN FÜR $ 100 HINKOMMT“ Oben: Der XB-1 Prototyp weist schon viele Merkmale des endgültigen Flugzeugs auf. Links: Kohlefaser-Verbundwerkstoffe für die Außenhaut senken nicht nur das Gewicht, sondern verringern auch den Geräuschpegel und gestatten den Einbau größerer Fenster THE JAGUAR 69