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Jaguar Magazine 03/2017 – German

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Wir geben Gas! In London sorgt Automobiljournalist Guy Bird im brandneuen E-PACE für Aufsehen und zeigt uns ganz nebenbei nahezu unentdeckte Tipps in der britischem Hauptstadt – seiner Heimat. Warum sich der Jaguar XE bestens als Grundlage für den leistungsstärksten Jaguar mit Straßenzulassung aller Zeiten – den XE SV Project 8 – geeignet hat, hat uns David Pook erklärt, Leiter der Special Vehicle Operations bei Jaguar Land Rover. Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe THE JAGUAR 03. 

DAS KLASSISCHE PORTRÄT

DAS KLASSISCHE PORTRÄT MILES IST MEHR 54 THE JAGUAR

MILES DAVIS HAT DIE ESSENZ DES JAZZ DEFINIERT UND REVOLUTIONIERT. ABER AUCH SEIN STIL ENG GESCHNITTENE ANZÜGE, EXZENTRISCHE AUFTRITTE UND EINE LEIDENSCHAFT FÜR AUTOS MACHTE IHN ZU EINER IKONE DES 20. JAHRHUNDERTS TEXT: Richard Williams ILLUSTRATION: Gregory Gilbert-Lodge FOTO: REDFERNS GETTY IMAGES M iles Davis wandte sich oft von seinem Publikum ab, aber gerade deswegen wurde er geliebt. Manchmal verließ er sogar die Bühne, wenn einer seiner Sidemen zum Beispiel John Coltrane oder Keith Jarrett sein Können zeigte. Er erklärte sein Verhalten so: Er täte den Zuschauern mit seinem Verschwinden einen Gefallen, denn dann brauchten sie ihn nicht anzustarren, während er nicht spielte. Er nahm an, dass ihnen die Musik wichtiger war als der Star. Aber das stimmte in diesem Fall nicht, denn alle wollten ihn sehen, selbst wenn er eine Pause machte. Seine Präsenz und sogar sein Schweigen belebten die Musik auf der Bühne und die gesamte Jazz-Szene. In den späten 1960er Jahren konnte man auf jedem Miles-Davis-Album die Zeile „Directions in Music by Miles Davis“ lesen. Das Statement kam manchen vielleicht anmaßend oder arrogant vor, dabei war es schlicht und einfach die Wahrheit selbst wenn Davis die Richtung des Jazz bereits zum dritten oder sogar zum vierten Mal umkehrte. Er gab den Ton an, dem die anderen folgten. In seinen Anfängen ging Miles Davis bei Charlie Parker in die Schule und lernte von ihm die knifflige Technik des Bebop. Die hektische Dissonanz dieser Richtung lag ihm jedoch nicht, und bald fand er seinen eigenen Stil: cooler, lyrischer und von zwingender Distanz. Andere Jazzmusiker hatten Mühe, mit ihm Schritt zu halten. 1959 erschien Kind of Blue, das meistverkaufte Jazz- Album aller Zeiten. 1960 folgte Sketches of Spain, eine großartige Orchester- Suite, die in Zusammenarbeit mit seinem Freund und Jazz-Kollegen Gil Evans entstand. Die beiden Alben werden als Meilensteine seiner Karriere angesehen. Kein Wunder, dass Sketches of Spain in einer frühen Episode der ikonischen US TV-Serie Mad Men gespielt wurde: Die coolen Werber der damaligen Zeit liebten nicht nur Miles Davis’ Musik, sondern auch seinen Stil. Viele Jazzmusiker strebten einen auffallenden Look an man denke nur an die Basken mützen, die „Zoot Suits“ und die handbemalten Krawatten der Bebopper. Aber Davis’ schmal geschnittene Anzüge und elegante Sportwagen (darunter ein Jaguar XJ-S) gingen über die Grenzen der Harlem-Kluft hinaus und hatten eher eine europäische Note. Dieser Stil war die perfekte Ergänzung zu seinem zurückhaltenden, raffinierten Sound. Seine Autos waren praktisch seine Fortsätze, mit denen er allen anderen einen Schritt voraus war. Herbie Hancock, einst Mitglied in einem Miles- Davis-Quintett, drückte es einmal so aus: „Seine Bewegungen, sein Gang, seine Haltung beim Spielen, der Sound seiner Trompete, seine Autos das war alles so stylisch und Teil seiner Persönlichkeit.“ Kein Wunder, dass Davis’ Wahl auf den schlanken XJ-S fiel, der so viele seiner eigenen Merkmale aufwies: ein großartiger Performer, schön geformt, verfeinert, aber unkonventionell. Miles Davis hätte den Rest seines Lebens damit verbringen können, diesen Sound und diesen Stil zu kultivieren. Aber er war eine rastlose Seele. Mitte der 1960er gründete er mit einer Gruppe jüngerer Musiker sein zweites Quintett, das eins der aufregendsten und kreativsten Jazz-Ensembles aller Zeiten wurde. Als er Ende der 60er James Brown und Jimi Hendrix hörte und beide um ihr junges Publikum beneidete, legte er Nadelstreifen anzüge und Jazz-Balladen zur Seite. Für ihn begann eine neue Phase: die des Jazz-Rock, und 1970 spielte er vor 600.000 Rock-Fans auf der Isle of Wight. Seine letzten 20 Lebensjahre hatten ihre Höhen und Tiefen, aber als er 1991 im Alter von 65 starb, hinterließ er eine große Lücke. Der Jazz musste nun ohne ihn seine Richtung finden, und das hat eine ganze Weile gedauert. Stylisch, elegant, unkonventionell und ein großartiger Performer so kann man sowohl den schnittigen Jaguar XJ-S als auch seinen Besitzer Miles Davis beschreiben THE JAGUAR 55