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FOCUS STYLE – Oktober 2017

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Zweimal jährlich, erscheint das Supplement FOCUS STYLE als Beilage im FOCUS. Auch die zweite Ausgabe mit zwei Cover-Varianten von Jérôme Boateng und Clemens Schick wurde von Storyboard produziert. Freuen Sie sich auf 44 Seiten Männer, Mode und Uhren.

GUIDE Was Sie tragen

GUIDE Was Sie tragen können ... Unterschiedliche Stoffe wählen Offene Hemden über T-Shirts funktionieren bei jeder Variante Karomuster eignen sich als Blickfang Ein Hut gibt dem Look Lässigkeit und Style Das Material der einzelnen Teile darf gerne unterschiedlich sein ... und was nicht geht Die Länge der kombinierten Teile darf nicht extrem unterschiedlich sein Zu viel Volumen macht den Träger zum Michelin- Männchen Mehr als fünf Teile übereinander getragen sind zu viel WIE FUNKTIONIERT EIGENTLICH LAYERING ? Die Farbtöne der Schichten sollten sich nicht zu sehr ähneln Extrem wilde Muster verdienen einen Einzelauftritt FOTO ALO CEBALLOS / FILMMAGIC 14 FOCUS STYLE

HOW „Layering“ nennen die Designer den Trend. „Zwiebellook“ sagte man früher. Die Idee ist, mehrere Schichten an Kleidung übereinander zu tragen. Und dabei jedem Teil ganz bewusst ein Forum zu geben. Ein lässiger Style, bei dem allerdings einige Regeln zu beachten sind. TEXT DENNIS BRAATZ S o ein Lagenlook wirkt ja erst mal urgemütlich: Über dem T-Shirt sitzt das halb zugeknöpfte Flanellhemd, das wiederum ein bisschen unter dem Strickjackenbund hervorguckt. Dazu eine leichte Daunenjacke. So lässt sich’s im Herbst bequem durch den Tag spazieren, einen Zwischenstopp im Café machen und abends an der Bar stehen. Wenn’s zu warm wird, legt man einfach eine Lage ab. So einfach ist das und sieht auch noch superlässig aus. Stimmt. Nur der Weg dahin hat seine Tücken. Denn das stilvolle Übereinanderschichten von Kleidungsstücken ist in Wahrheit eine der schwierigsten Modeübungen überhaupt. Der ein oder andere hat es bestimmt schon mal erlebt: Drei oder mehr Lagen laden die Jacke darüber so an Masse auf, dass einem nach Art des Michelin-Männchens die Arme abstehen (größte Falle). Oder eine Lage ist so lang, dass sie bis in die Kniekehlen hängt (zweitgrößte Falle). Oder die einzelnen Lagen sind gar nicht als solche erkennbar, weil sich Stoff und Farbe so stark ähneln, dass sie wie ein einziges Kleidungsstück wirken (drittgrößte Falle). Merke: Der Look funktioniert nur dann, wenn sich die einzelnen Teile in ihren Größen, Schnitten, Materialien und Kolorierungen ergänzen. Niemand wusste das besser als Jil Sander. 1976 gelang der Desig nerin der internationale Durchbruch, weil sie die unterschiedlichen Lagen von Outfits erstmals ganz bewusst sichtbar machte. Etwa mit Anzügen, bei denen das Sakko gar keine oder verkürzte Ärmel hatte und so die Ärmel des Hemds oder des Rollis ganz selbstverständlich zum Teil der äußeren Hülle wurden. „Zwiebellook“ nannte das damals die deutsche Modepresse. Inzwischen hat sie den internationalen Begriff „Layering“ (Deutsch: Schichtung) übernommen. Der „Trend“ ist eigentlich ein Klassiker, weil er von Modeprofis regelmäßig aufs Neue empfohlen wird. Was daran liegt, dass sich durchs Schichten ganz lässig alte Teile mit neuen kombinieren lassen. Mal ganz davon abgesehen, dass der Lagenlook im Winter die beste Heizung ist. Denn die Luft zwischen den einzelnen Schichten heizt sich durch die Körperwärme auf und funktioniert wie eine Isolierschicht. Je mehr Lagen, desto mehr Luft, desto größer der Effekt. Die Herausforderung an sich ist das Styling. Einsteiger sollten erst mal zwei Teile kombinieren. Und zwar solche, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Zum Beispiel Jeansjacke und Caban-Mantel. Das rustikale Denim steht optisch im deutlichen Kontrast zum festen Wollstoff. Der doppelreihige Mantel ist von Natur aus schon etwas weiter geschnitten. Den Look trägt David Beckham gern. Wer es sportlich mag, kann sich Pharrell Williams zum Vorbild nehmen. Der R’n’B-Star trägt einen Baumwoll-Hoodie unterm Sakko. Oder er präsentiert die am einfachsten umzusetzende 3-Teile-Kombination: T-Shirt, darüber ein offenes Karohemd, dazu Anorak oder Parka. Fortgeschrittene Kombinierer können sich an das wagen, was viele Designer für die aktuelle Wintersaison auf dem Laufsteg gezeigt haben: Business-Layering. Also zum Beispiel Daunenjacken überm dreiteiligen Anzug oder eine leichte Daunenweste überm Sakko und darüber noch ein eleganter Mantel. Keine Frage, das sieht alles toll aus. Aber die Michelin-Männchen-Falle lauert ständig. Dagegen hilft nur: so lange zu Hause vor dem Spiegel experimentieren, bis die Lagen wirklich flutschen. Oder gleich den Komplett-Look im Geschäft kaufen. TO Dennis Braatz gehört zu den bekanntesten Fashion-Journalisten Deutschlands. Er schreibt für die „Süddeutsche Zeitung“ und ist Buchautor. FOCUS STYLE 15