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FOCUS STYLE – April 2017

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Der Name des Supplements FOCUS STYLE ist Programm: Unter anderen gingen wir mit SEAT Chefdesigner Alejandro Mesonero-Romanos gemeinsam im neuen SEAT Leon auf Entdeckungstour in Barcelona und trafen Jazz-Musiker Till Brönner zum Gespräch über Smokings und seine Stilvorbilder.

STYLE

STYLE „Man muss erkennen, wer man ist“ Nick Trachte, 43, ist der Inhaber des Boxwerks in München: „Mode besitzt keine Wahrheit. Mein großer Held James Brown sah in Outfits sensationell aus, die andere zum Clown machen würden. Am Ende gilt: Man muss erkennen, wer man ist, und dafür eine Form finden. In Städten wie New York sieht man, dass Mode vor allem Ausdruck und Kreativität, aber nicht Diktat bedeutet. Dort sitzt der Maßanzugträger neben dem Punk, ihm gegenüber die Literaturstudentin mit Häkelmütze, daneben die Upper East Side in Kaschmir, ein Barbesitzer in nostal gischem Denim und dort der Rapper behangen mit Gold. Ich bin seit jeher der Denimtyp, auch weil Jeans viel verzeihen und man bequem, aber gut angezogen ist. Statt in Designerteile oder Trends investiere ich lieber in ein fair produziertes Kleidungsstück. Das lässt sich heutzutage relativ einfach recherchieren. Bitte ohne gefährliche Chemikalien, die sowohl Planeten als auch den eigenen Organismus belasten. Und bitte Qualität, um unsere Wegwerf-Kultur nicht weiter anzuheizen.“ FOTOS: SEBASTIAN KRAWCZYK, THOMAS HEIMANN, LUKAS KORSCHAN 6 FOCUS STYLE

„Modern ist, Leichtigkeit und Disziplin zu vereinen“ Thomas Kröger, 46, hat ein Architekturbüro in Berlin: „Das perfekte Outfit tritt einen kleinen Schritt hinter dem Ich zurück, nichts klemmt und man hat darin alle Freiheiten, die man in dem jeweiligen Moment braucht. Zu meinem Pullover beispielsweise bin ich gekommen, ohne danach gesucht zu haben. Nun lade ich ihn mit möglichst viel Lebenslust auf. Wenn man Mode mit guter Laune betreibt, kann sie einen weit pushen. Mein absolutes Universalgenie ist ein zehn Jahre alter Anzug von Comme des Garçons. Die Mode des japanischen Modehauses, diese Liebe zur Kunstfaser und der figurverändernden Form, habe ich erst in Tokio richtig entdeckt. Man sieht in diesem Anzug auf elegante Art immer leicht zerknautscht aus und so funktioniert er bei formalen Anlässen genauso wie zum Frühstück. Modern ist für mich, Leichtigkeit und Disziplin zu vereinen, ob in der Mode oder beim Wohnen. Auch wer seinen Stil gefunden hat, darf nie das Entdecken verlieren. Es gibt genug Vielfalt, man kann immer etwas finden, das einen fasziniert.“ „Ein guter Look gelingt, wenn man um ein herausstechendes Stück herum leise komponiert“ Lee Stuart, 35, lebt als Creative Consultant und DJ in Berlin: „Ich habe gerne die Kontrolle über unsere Sekundenwahrnehmung. Mir ist Kunst wichtig, Kultur und Musik. All das versuche ich, durch ein Outfit zu kommunizieren. Selbst die Nachrichten beeinflussen, wie ich mich kleide ich bin wohl sensibel. Ich mag es, eine Hose von Prada zu tragen, aber nur so, dass man das nicht an dem Label, sondern höchstens an der Verarbeitung sieht. Ein guter Look gelingt, indem man um ein herausstechendes Stück herum leise komponiert. Jeder braucht einen guten Regenmantel, meiner ist von Mackintosh. Den britischen Klassiker trage ich vermutlich bis in alle Ewigkeit. Im Holländischen gibt es ein Sprichwort: Wer spart, besitzt. Das ist das Motto für meinen Konsum. Oft verkaufe ich ein paar Teile und erlaube mir dann, in einen teuren Klassiker zu investieren. Trends? Gibt es die noch? Spannend ist derzeit, dass Streetwear zu Luxusmode geworden ist. Louis Vuitton kollaboriert mit Skatemarke Supreme und zig Hip-Hop- Künstler mit großen Labels. Die vielleicht letzte große Rebellion.“ FOCUS STYLE 7