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BORA Magazin 01|2019 – Deutsch

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Das BORA Magazin erscheint in insgesamt 13 Sprachen. Ein Mix aus Produktinformationen und Geschichten hinter der Marke bietet dem Leser einen spannenden Einblick in die Welt von BORA.

ERLEBEN TREND REPORT

ERLEBEN TREND REPORT für den Anbau von Gemüse & Co. in dem Raum, in dem sie zubereitet und verzehrt werden. Der renommierte deutsche Designer Werner Aisslinger hat diese Vision schon vor ein paar Jahren in einer Villa in Berlin realisiert. Seine Küche der Zukunft war ein gewächshausartiges Biotop. In ihr wurde nicht nur gekocht, sondern gesät, gezüchtet und geerntet. Auf gesammeltem Kaffeesatz wuchsen essbare Pilze, und das Herzstück der Anlage bildete ein Aquarium, in dem Fische schwammen. Deren Ausscheidungen spendeten den Dünger für die an den Wasserkreislauf angeschlossenen Container mit allerlei Salat-, Kräuterund Gemüsebeeten. Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Müllvermeidung, Re- und Upcycling bewegen Aisslinger zu solchen Designideen. Er sieht die Küche der Zukunft nicht als „Designraumschiff“. Eher als biologische Alchimistenkammer: „Räume ändern sich, wenn Lebensgewohnheiten eine Evolution erfahren. Kitchen Farming ist der Gegenentwurf zu einer Küche, in der Haushaltsgeräte miteinander kommunizieren sollen.“ Möglich machen seine Vision Erkenntnisse aus der Aquaponik und Hydrokultur. Verfahren, die die Techniken der Fischzucht und die Kultivierung von Nutzpflanzen mittels Hydrokultur verbinden. Das Landwirtschaften auf Wasser statt in der Erde ist eigentlich ein uraltes Prinzip. Die Floating Gardens der Azteken oder in Thailand sind Beispiele. Wie genau diese Aquakulturen funktionieren: gegebenenfalls im Netz recherchieren! Die Erklärungen sprengten den Rahmen dieses Artikels. Bleibt die Frage, warum um Himmels willen urbane Menschen sich in der Küche gärtnerisch betätigen wollen sollen? Wo der Supermarkt um die Ecke doch alles bietet, was Herz und Magen begehren. Die zunehmende ernährungsbewusste vegetarische und vegane Lebensweise allein kann es nicht sein. Wahrscheinlich ist das limbische System schuld. Es hat ja etwas Archaisches, zu ernten, „Kitchen Farming hat Chancen, der nächste Lifestyle-Trend zu werden.“ BARBARA FRIEDRICH Oben und links: Die NASA- Technologie „Aeroponik“ nutzt dieser Klimaschrank (NeoFarms), in dem Kräuter, Obst, Gemüse ohne Erde wachsen. Ein feiner Nebel aus Wasser und Nährstoffen versorgt die Pflanzen pestizidfrei. 88 BORA MAGAZIN

Porträt: Bärbel Miebach was man eigenhändig gepflanzt hat. Ein Urtrieb. Das Stammhirn vergisst eben nicht, dass wir mal Jäger und vor allem Sammler waren auch wenn sich das heute eher weniger auf die Nahrungssuche bezieht. Aber das ist ein anderes Thema. Natürlich ist die Idee einer Selbstversorgung in der Stadt nicht ganz utopisch. Sie sorgt seit einem guten Jahrzehnt sogar für einen Megatrend, das Urban Gardening: Eine großstädtische Boheme bewirtschaftet gefördert oder guerillamäßig städtisches Brachland wie zum Beispiel die Prinzessinnengärten in Berlin-Kreuzberg. Auf Balkonen sprießen immer häufiger neben Kräutern auch Tomaten und sogar Erdbeeren in den Blumenkästen. Viele pachten mit Gleichgesinnten einen Schrebergarten spießig war gestern. Insofern hat das Kitchen Farming durchaus Chancen, der nächste Lifestyle-Trend zu werden. BARBARA FRIEDRICH Barbara Friedrich, viele Jahre lang Chefredakteurin von Wohnzeitschriften (19992016 von Architektur&Wohnen), ist seit 2016 als Autorin, Moderatorin und Jurorin selbstständig in der Designszene tätig. Sie produziert u. a. Videoclips über Designklassiker, zu sehen auf YouTube und ihrer Website www.barbarafriedrich.de. Sie ist Mitglied im Rat für Formgebung und in vielen Designjurys. BORA MAGAZIN 89