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SeeMagazin 2017

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Zum zehnjährigen Jubiläum haben wir uns mit einem neuen engagierten Team an die Weiterentwicklung gemacht: Wir haben uns für ein neues Papier sowie ein besseres Druckverfahren entschieden und das Layout der neuen Ausgabe 2017 ruhiger, klarer und frischer gestaltet.

SeeMensch Was brauchen

SeeMensch Was brauchen Sie beide denn, um sich heimelig zu fühlen? Gudrun Mittermeier: Familie, Freunde, den Blick auf den See, im Sommer mal ein Lagerfeuer am Wasser und nachts Sternschnuppen schauen. Es ist diese Kombination aus Mensch und Natur und weniger der Kissenstoff, die Tapete, das Interieur. Michael Mittermeier: Das ist eben Leben hier, kein Urlaub. Gudrun Mittermeier: Deswegen ist auch die Kommunikation in der Nachbarschaft eine andere. Es kommt immer wieder vor, dass wir uns gegenseitig über den Zaun rufen: „Habt ihr noch was im Kühlschrank, ich kriege gerade Besuch?“ Wenn Bekannte oder Freunde vorbeipaddeln, fragen wir halt: „Lust auf einen Espresso?“ Im Nu ist man wieder zu zehnt. Das Leben am See ist ein Miteinander am See. Michael Mittermeier: Und natürlich gehen wir in die Wirtschaften vor Ort zum Essen, nicht nach München oder Starnberg. Wobei wir aber einen Wunsch hätten: noch ein kleines, geiles, gemütliches Lokal, kein Schickimicki – das wär’ schon was. »Mein Bekenntnis zur Heimat hat ein bisschen gedauert, aber es kommt aus dem tiefsten Inneren« Gudrun Mittermeier Wenn wir über Heimat sprechen, meinen wir ja oft stereotype ländliche Postkartenidyllen, obwohl mittlerweile mehr Menschen in der Stadt leben als auf dem Land. Sind die Städter in Wirklichkeit heimatlos? Michael Mittermeier: Sind sie nicht. Für mich ist auch eine Stadt wie New York eine zweite Heimat geworden, als ich da eine Zeitlang gelebt habe. Heute brauche ich fünf Minuten, dann fühle ich mich dort wieder heimisch. Und München strahlt sowieso viel Heimat und Heimeligkeit aus. Gudrun Mittermeier: Was aber auch daran liegen kann, dass wir beide Bayern sind. Fernseher, weswegen ich zum Beispiel nur hier wirklich zum Songschreiben komme. Mit der inneren Ruhe kommt die kreative Kraft. Ich kenne auch fast nur Ostufler. Michael Mittermeier: Aber auch wenn wir jetzt als Ossis daherkommen: Es gibt zum Glück keinen Ost-West-Konflikt! Fahren Sie überhaupt mal zu den anderen vier Seen im Fünfseenland? Gudrun Mittermeier: Früher schon, seitdem wir hier wohnen nicht mehr. Michael Mittermeier: Warum sollten wir auch zum Ammersee fahren, wenn wir hier unser Zuhause haben? Und wir haben mit dem See und den Bergen echt den Doppel-Whopper. Wenn’s geschneit hat, im März oder April, und du hast bei schönem Wetter eine klare Sicht auf die Zugspitze, während du im Frühling schon am See sitzt: Das ist Wahnsinn! Wenn uns Freunde aus Berlin besuchen, beteuern die immer, dass sie so was eher aus Neuseeland kennen. Ist Seeheim schon Heimat für Sie? Michael Mittermeier: Natürlich. Heimat ist ja nicht nur der Platz, an dem du geboren bist. Jeder von uns entscheidet selbst, wo seine Heimat ist. Es wäre doch schlimm, wenn wir uns nicht auch andere Heimaten machen könnten. Das hier wird für uns eine bleiben. Weil ich nicht glaube, dass wir je wieder weggehen, wir sind richtig verwurzelt. Haben wir eigentlich ein Recht auf Heimat? Millionen von Menschen haben sie in den vergangenen Jahren durch Krieg, Hunger und Not verloren und verlassen. Michael Mittermeier: Ich finde schon, und ich finde, dass die Regierenden die Aufgabe haben, unsere Heimaten lebenswert zu halten. Schlimm ist, dass das in vielen Teilen der Welt zurzeit nicht gelingt und dass sich immer mehr Regierende nur noch verbohrt anschreien. Man muss sich mal reinfühlen in einen, dessen Haus zerbombt und dessen Familie getötet wurde. Freiwillig verlässt doch niemand seine Heimat. Deswegen sollten wir in unserem sehr funktionierenden Land nicht nur überhitzt über Obergrenzen für Flüchtlinge und Asylbewerber reden, sondern darüber, was wir für Menschen tun können, denen es nicht so gut geht wie uns. Wir haben eine Verantwortung zu helfen. Ich glaube nicht an Mauern, Abschottung und Ausgrenzung. Das haben wir alles schon durch. Am Ende gab’s immer Konflikt, Krieg und Zerstörung. Sie sind beide gebürtige Bayern. Hilft so was außerhalb des Freistaats, oder stört und nervt es manchmal? Michael Mittermeier: Weder noch. Wobei ich mich schon erinnern kann, dass der Bayer Anfang der 90er-Jahre in Berlin keinen besonderen Credit hatte. Da hieß es eher: „Weeßte, dit find ick jar nich lustig.“ Gudrun Mittermeier: Was sich aber geändert hat. Ich mache ja neuerdings sogar bayerische Musik mit bairischen Texten. Viele Nordlichter finden das megacool, weil es wie 42

So geht Beziehung: Die Mittermeiers bleiben ständig in Kontakt und setzen sich auseinander – auch im Werftgebäude des Marina-Yachthafens 43