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SeeMagazin 2015

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Im SeeMagazin berichten wir einmal jährlich von besonderen Menschen und Orten aus dem Fünf-Seen-Land. Ein Projekt, das uns schon fast 10 Jahre begleitet und immer wieder begeistert.

SeeKunst Prunkstück im

SeeKunst Prunkstück im Museum Starnberger See steht, verbindet ihn eine ganz besondere Beziehung. Was weniger damit zu tun hat, dass beide in Starnberg zu Hause sind. Es ist eher die geschäftliche Seite. „An meinem Beruf als Kunsthändler liebe ich besonders die Chance, Außergewöhnliches bewahren zu können. Wenigstens für eine Weile.“ Die Verbindung im Fall der kostbaren Günther-Skulptur reicht bis nach New York ins Metropolitan Museum of Art. Dorthin hat er vor einigen Jahren einen Bozzetto, ein Modell, der Heiligenfigur verkauft. „Ignaz Günther, ca. 1755, München, Lindenholz mit originalen Bleistiftmarkierungen, 20,6 x 10,5 x 7,3 cm“ steht dazu in der Auszeichnung. Zwei Modelle der Heiligenfigur sind erhalten, das andere befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum in München, wobei der New Yorker Bozzetto aufgrund von Stiftspuren als finales Modell für die Ausführung der 1,55 Meter großen Skulptur angesehen wird. Als Florian Eitle-Böhler den Bozzetto vor einigen Jahren auf einer Stuttgarter Auktion entdeckte, war er begeistert von seiner Expressivität. Was für ein kunsthandwerkliches Können! Wie furios die Drehung des Körpers mit dem gegenseitig gewendeten Kopf, den lebhaft schwingenden Armen, dieser Faltenwurf, so als ob das kleine Kunstwerk mit seinen tiefen Kanten und flächigen Schnitten in virtuoser Spontaneität aus einem Guss geschnitzt worden wäre. Die ganze Grazie angelegt in einem nur handgroßen DIE HAUPTFIGUR UND DER KENNER Florian Eitle-Böhler führt in fünfter Generation die Kunsthandlung Julius Böhler in Starnberg, die sein Ururgroßvater als Antiquitätenhandel 1880 gegründet hat. Der renommierte Experte für alte Skulpturen handelt international, seine Kunden sind häufig große Museen. Foto links: Eine Schönheit von Weltruf ist die sogenannte „Starnberger Heilige“ von Ignaz Günther, von der man immer noch nicht weiß, aus welcher Kirche sie ursprünglich stammt und welche Heilige sie darstellt. Als Highlight schmückt sie heute die Ausstellung im Museum am Starnberger See. Holzmodell. „Bei einem Bozzetto geht es allein um den bildhauerischen Effekt. Diese reine Ausdruckskraft gefällt uns heute besonders. Auch bei Gemälden kann man feststellen, dass eine Skizze den Künstler manchmal direkter, oft sogar besser beschreibt als die ausgefertigte Form“, erklärt der Experte. Bei der Versteigerung war das Günther-Modell mit 8000 Euro zunächst viel zu niedrig angesetzt, den Zuschlag erhielt Eitle-Böhler schließlich für 120 000 Euro. Und als die Hauptfigur im letzten Dezember zur großen Ausstellung „Mit Leib und Seele. Münchner Rokoko von Asam bis Günther“ in die Kunsthalle ausgeliehen wurde, musste sie für stolze 2,5 Millionen Euro versichert werden. Um vieles zurückgenommen erscheint das Wilde des Modells in der menschengroßen Hauptfigur, was nicht zuletzt an ihrer Fassung liegt, das heißt, an ihrer farbigen Bemalung. „Wobei dieser Effekt sicherlich im Sinne Günthers war“, betont der Kunstmann. Ein elegant-höfischer Charakter, die grazile innige Pose war das Ideal des Rokoko und nicht der stürmische Auftritt, schon gar nicht für eine Heilige. Die Fassmaler arbeiteten Hand in Hand mit den Künstlern. Sie sorgten für das Inkarnat, das porzellangleiche Gesicht, für farbige Gewänder, rosige Puttenbeine und zart errötete Wangen. Mit raffinierten Grundierungen schufen sie die Basis für die Leuchtkraft und das Lebensechte der Skulpturen, hantierten mit Vergoldungen und teuren Farben. Und erhielten oft mehr Lohn als die heute noch berühmten Bildhauer. Ignaz Günther (1725–1775), Weibliche Heilige, 1755, Holz, farbig gefasst; 155 cm, Museum Starnberger See, © Kunsthalle München, Foto: Markus Schlaf; Martina Hemm 32 SeeMagazin 2015 | www.seemagazin.de

Ein Juwel mit Geheimnis und heiligem Ernst, der auf spielerische Leichtigkeit trifft Mit dem Münchner Rokoko entwickelte sich im 18. Jahrhundert eine einmalige Blütezeit bayerischer Kunst. „Heiliger Ernst trifft dabei auf irdische, spielerische Leichtigkeit. Die außergewöhnliche Erscheinung der Kunstwerke spiegelt eine bis dahin nicht da gewesene Lebensnähe, gepaart mit raffinierter Eleganz und höchster handwerklicher Qualität wider“, hieß es im Katalog zur Rokoko-Ausstellung in der Hypo-Kunsthalle in München. Siècle des petitesses, „Jahrhundert der Kleinigkeiten“, nannte Voltaire die Kunst des höfischen Eskapismus und der raumgreifenden Dekoration, der vor allem der Sonnenkönig Ludwig XIV. frönte. Auch dem bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel (1662–1726) gefiel das sehr. Er ließ Künstler, Handwerker und Gärtner für Aus- und Umbau der Münchner Residenz und Schloss Nymphenburg in Paris ausbilden. Und engagierte den hochbegabten François Cuvilliés, der mit seinem reichen ornamentgeprägten Kunststil in München Maßstäbe setzte. Maximilian III. Joseph (1727–1777), der die Regentschaft schon mit knapp 18 Jahren übernehmen musste, fand danach eine klamme Kasse vor. Mehr und mehr löste die Geistlichkeit den Hof als Auftraggeber für die Künstler ab. Prächtige Gotteshäuser und Wallfahrtskirchen entstanden. „Und zwar so, wie das nur in barocker bayerischer Lebensart möglich war!“, meint Eitle-Böhler. Und dann empfiehlt er allen Kunstfreunden einen Besuch in der Starnberger Pfarrkirche: „St. Josef ist als einmaliges Juwel des süddeutschen Rokoko viel zu wenig bekannt! Für mich eines der Hauptwerke Ignaz Günthers!“ – Gehörte die schöne Heilige vielleicht sogar zum Ensemble der Josefskirche? Rührt daher ihre Zuschreibung an den See? Auf keinen Fall, versichern alle Experten. Starnberg wurde ihr zugeschrieben, weil der fahrende Landarzt Dr. Martin Penzl sie Ende des 19. Jahrhunderts bei einer Krankenvisite auf einem Bauernhof in Harkirchen bei Berg unter einem Treppenabsatz entdeckte. Weil die Figur ihm gefiel, bekam der gute Arzt sie geschenkt und hat sie dann später dem Starnberger Heimatmuseum vermacht. Dort stand sie zur Eröffnung im Jahre 1914 endlich wieder im Mittelpunkt. Sibylle Küttner, heute Direktorin des Museum am Starnberger See, meint, dass die anmutige Heilige eventuell Maria Magdalena darstellen könnte. Wie die beiden Bozzetti es andeuten, stand sie wohl auf einem Sockel und spielte sicherlich eine Hauptrolle im Ensemble eines fantastischen Theatrum sacrum. In einem „Heiligen Theater“, das letztlich ja immer ein Geheimnis bleibt. CHRISTINA BINGMANN ZAHNÄRZTIN Implantologie Ästhetische Zahnheilkunde Parodontologie Kinderzahnheilkunde von-Simolin-Strasse 6 · 82402 Seeshaupt · Tel.: 08801-9149797 · info@praxis-bingmann.de · www.praxis-bingmann.de Anzeige Seemagazin 2015.indd 1 23.03.15 10:25