Aufrufe
vor 7 Jahren

SeeMagazin 2013

  • Text
  • Seemagazin
  • Starnberger
  • Starnberg
  • Ammersee
  • Bayern
  • Natur
Im SeeMagazin berichten wir einmal jährlich von besonderen Menschen und Orten aus dem Fünf-Seen-Land. Ein Projekt, das uns schon fast 10 Jahre begleitet und immer wieder begeistert.

NATUR / Typgerecht S

NATUR / Typgerecht S Salat, Radieschen, Bohnen, Petersilienwurzel, Spinat, Sellerie, Kohlrabi, rote und gelbe Rüben. Es wurde viel SGemüse gebraucht, um alle satt zu bekommen. Die Familie, die Knechte, die Mägde. Deshalb hatte die Bäuerin reichlich zu tun und die kleine Lisl half ihr, sobald sie eine Harke halten konnte. Jetzt wird Lisl bald 90 Jahre alt, im alten Nutzgarten werkelt sie nach wie vor. Es ist Teil ihres Lebensrhythmus und macht ihr Freude. Kein Wunder bei diesem Panorama in Reinthal bei Habach zwischen Starnberger See und Staffelsee. Eine imposante Bergkulisse prahlt im Hintergrund und vorne am verwitterten Zaun schmiegen sich Ringelblumen in fröhlichem Orange. Die alte Dame streicht sich das schneeweiße Haar aus dem Gesicht und blickt auf den Bottich, in dem sie das Regenwasser sammelt. Viel milder sei das zum Gießen, und es entspricht dem Prinzip eines bäuerlichen Gartens, behutsam mit der Schöpfung umzugehen. Auf engem Raum steht hier, liebevoll gehegt, der Speisezettel des ganzen Jahres. Vorbildlich in Mischkultur und perfekt ausgeklügelter Fruchtfolge wachsen auf Lisl Langs Flecken Erde verschiedene Gemüsesorten, umgeben von Küchenkräutern wie Petersilie, Schnittlauch und Liebstöckel. Hinzu kommt eine verschwenderische Farbenpracht, die nicht immer nützlich sein muss. Je nach Jahreszeit wird die ehemalige Bäuerin von Pfingstrosen, Glockenblumen, Dahlien, Rittersporn oder Astern begrüßt. Für sie ist der Garten das Sinnbild der Beständigkeit in ihrem Leben, ein Leben, das sie nicht nur auf Rosen bettete. Dass sie den Bauernhof ihrer Eltern – heute ist er längst aufgegeben – einmal übernehmen sollte, war nicht vorgesehen. Doch ihre beiden Brüder kamen nicht mehr aus dem Krieg zurück. Ein Schicksalsschlag für die Familie. Die Gartenarbeit hatte, wenn ihr das Herz schwer wurde, immer etwas Tröstliches. Lisl Lang blickt liebevoll über ihr Reich. Wenn der Herrgott sie heimhole, sagt sie, werde sie sich im Himmel umsehen, ob er nicht auch dort einen Garten für sie hat. DER ALTE NUTZGARTEN VON LISL LANG IN HABACH Ihr Garten-Rat: Die Pfl anzen als Teil der Schöpfung betrachten. Ernte-dankbar sein. Auch hinnehmen, wenn in einem Jahr mal die Tomaten spärlich wachsen, vielleicht gibt es dafür reichlich Karotten. Schlechte Ernten gehören zum Kreislauf genauso dazu wie üppige. Der liebe Gott sorgt schon für Ausgleich. 16 SeeMagazin 2013 | www.seemagazin.de

EIN BEHUTSAMER UMGANG MIT DER SCHÖPFUNG, GEDULD UND EIN SPEISEPLAN, DER SICH IMMER NACH DER NATUR RICHTET. www.seemagazin.de | SeeMagazin 2013 17