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SeeMagazin 2012

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Im SeeMagazin berichten wir einmal jährlich von besonderen Menschen und Orten aus dem Fünf-Seen-Land. Ein Projekt, das uns schon fast 10 Jahre begleitet und immer wieder begeistert.

AUTOREN ExTRA /

AUTOREN ExTRA / Jubiläum Franziska Sperr Stadttag „Stumm vor Glück“ heißt der erste Erzählband von Franziska Sperr. Ein großes Glück bedeutete für sie privat die Freundschaft zu einem älteren Herrn. Und die war ganz und gar nicht sprachlos, sondern erfüllt von Geist, Humor und Herz. Am 22. August 2011 starb dieser wunderbare Herr aus Münsing, an den sie hier erinnert Es kommt vor, dass ich nachts seine Stimme höre. dann setze ich mich im Bett auf und mache Licht. Ich könnte schwören, es war seine Stimme, gerade eben und ganz nah an meinem Ohr. Aber sobald ich das Licht angemacht habe, bin ich mir sicher, dass er nicht da ist. Natürlich nicht. Es gibt dinge zwischen Himmel und Erde … dass man die Stimme eines Toten hört ist seltsam, aber irgendwie gar nicht traurig in jenem Moment, einfach nur seltsam. Normalerweise höre ich keine Stimmen. Aber seine Stimme einfach so, traumlos und ohne Vorwarnung? In den mehr als vierzig Jahren, die wir uns kannten, haben wir viel miteinander geredet, seine Stimme war immer präsent. Zuerst war ich noch ein Kind, da lebte mein Vater noch, der mit ihm befreundet war. dann war ich ein Jahr Teenager, und mein Vater starb. Ich wurde langsam ein bisschen erwachsen, und irgendwann war er mein enger, väterlicher Freund. Vaterersatz, hieß es im Freundeskreis. Na und? Wir fingen an länger miteinander zu reden, einander zuzuhören. Oft habe ich ihn um Rat gefragt, bei wichtigen und unwichtigen Entscheidungen. Mit stets gleich bleibender Geduld und Konzentration wandte er sich meinen wirklichen und meinen vermeintlichen Problemen zu. Wenn irgendwas war, haben wir miteinander gesprochen, und wenn nichts war auch. Oft verdrehte er absichtlich den Sinn oder mir die Worte im Mund, dann legte er seine Augen in die Schräge und wartete auf meine Reaktion. Spitzbube! Mein Leben wurde eine Zeit lang unruhig, ich lebte im Ausland, dann sieben Jahre, jetzt mit Familie, in Berlin. Wenn wir uns wiedersahen, fremdelten wir ein wenig. Unser Gespräch kam dann nur holprig wieder in Gang. Er sagte, je öfter man miteinander redet, desto mehr hat man sich zu erzählen. die meisten würden wohl im Gegenteil behaupten, dass doch irgendwann alles gesagt sei, dass das Fass erst wieder gefüllt werden müsse, bevor wieder ausgeschenkt werden könne. Klingt logisch, ist aber Unsinn! dann zog ich mit meiner Familie zurück an den See. Mit dem Fremdeln war es ein für alle Mal vorbei, denn es gab fast an jedem Tag irgendetwas zu besprechen. Wichtiges und Unwichtiges. Manchmal verabredeten wir uns, um in die Stadt zu fahren, Besorgungen zu machen, Erledigungen abzuhaken, irgendwo etwas abzugeben, Filmkassetten, die schnell auf einen Schneidetisch mussten, Jackenärmel, die beim Schneider verlängert oder gekürzt, Schuhe, die besohlt, Zeichenblöcke, Zeichentusche, Zeichenstifte, die in einschlägigen Geschäften gekauft werden mussten. Und Pralinen von Elly Seidl, ganz wichtig! Wir nannten das „einen Stadttag machen“. das Land hinter uns, hinein in die Stadt. Ich liebte diese Stadttage. Es waren Tage, auf die ich mich freute, ich fühlte mich, wie in manchen Momenten als Kind, leicht und unbeschwert. Um halb zwölf, sagte er, komme ich vorbei und hol dich ab. Um elf stand ich schon bereit, die Haustür einen Spalt offen, damit ich das zarte Motorengeräusch des flaschengrünen Jaguars, den knirschenden Kies unter den Reifen hören und aufspringen konnte. Er wäre sonst ausgestiegen, hätte geduldig gewartet, Handtasche, Brille, Schlüssel, er hätte mich zur Beifahrertür geleitet, den Schlag geöffnet. Ich wollte das nicht. Vielleicht wollte ich vor den Nachbarn kein Aufheben machen. An einem solchen Tag sprang ich ihm entgegen. der Jaguar rollte heran, die Haustür hatte ich bereits abgeschlossen. Ich sprang ihm entgegen, sozusagen ins Auto hinein. die drei Stufen hinunter, um dem Wagen herum, da hatte ich schon den Türgriff in der Hand, bevor er zum Stehen gekommen war. Aus schierer Lebensfreude, und um ihm zu zeigen, dass preußische Pünktlichkeit keineswegs nur Sache der Preußen ist. Wir fuhren. Es war Sommer. Ein sonniger Tag. Helle Ledersitze, weicher, cremefarbener Velours unter unseren Füßen. Wir redeten viel und das Auto fuhr schnell. Auf der Autobahn, kurz vor München, rief ich: „Hey, hier ist 80! du wirst gleich geblitzt!“ „Wieso? Ich dachte 180!“, antwortete er mit gespieltem Ernst. King of Kalau. Komisch, dachte ich, diese Ledersitze riechen irgendwie komisch. Und ich dachte, dass es vielleicht ein Zeichen besonders qualitätvoller Ledersitze sei, und dass die sicher so riechen müssten. Ich nahm meine Handtasche vom Boden auf den Schoß, um nachzusehen, ob ich den Garantieschein für 66 SeeMagazin 2012 | www.seemagazin.de

einen Umtausch im Geldbeutel hätte. Dann stellte ich die Handtasche zurück neben meine Füße. Es roch nicht gut. Ich blickte ihn an, sein Profil gab keine Auskunft. Ich sagte: Es riecht merkwürdig, findest du nicht? Er sagte: Ich rieche nichts. Wir redeten über etwas anderes. Es war grauenhaft! Auf meinem Schoß, am Boden meiner Handtasche und an meinen Schuhen. Das Schlimmste aber war der breit getretene Hundehaufen auf dem hellen Velours. Es musste beim Einsteigen ins Auto passiert sein. Eingeschleppt und breitgetreten. Bevor die Schrecksekunde vorüber war und ich das Malheur melden konnte, waren wir angekommen, er sagte, ich solle im Auto warten, er müsse nur schnell etwas abgeben. Lange drei Minuten saß ich allein im Auto. Ich und der verteilte Hundehaufen. Ich drehte die Scheibe runter, suchte nach Tempo-Taschentüchern, spuckte darauf, rieb und wischte. Aber alles wurde nur schlimmer. Als er zurückkam, beichtete ich. Er lachte. Es war ein ehrliches Lachen, herzlich und frei. DAS, rief er, IST DOCH DAS LEBEN! IST ES NICHT WUNDERBAR? UND ES BRINGT GLÜCK! Es war nichts Künstliches daran, es kam ihm aus der Seele. Es war ohne jede Ironie, liebevoll. Wir fuhren die nächste Tankstelle an und hielten vor einem Eimer Wasser. Mit einem Schwamm beseitigten wir das Gröbste. Dann machten wir unseren Stadttag. Meinen Rock ließ ich in einer Umkleidekabine zurück, wir kauften einen neuen. Meine Schuhe hielt ich im „Vier Jahreszeiten“ unter die elektrische Schuhbürste – er kannte sich aus und wusste, wo die stand. Dann die Pralinen bei Elly Seidl. Den Velours säuberte irgendwann seine Autowerkstatt. Viele Jahre später, als ich ihn einmal in meinem Auto nach München fuhr, erinnerte ich ihn an diese Szene, hob seine bewundernswerte Reaktion, die selbstverständliche Großzügigkeit hervor, die er bei dieser Gelegenheit gezeigt hatte. Ich glaube, er verstand mich nicht einmal. So selbstverständlich war das für ihn. Ist es ein Wunder, dass ich manchmal nachts seine Stimme höre? Februar 2012 franziska sperr Natürlich erinnert die Schriftstellerin und Journalistin aus Berg hier an den unvergesslichen Humoristen und Künstler Vicco von Bülow, der 87-jährig am 22. August 2011 verstorben ist. Der Spiegel schrieb tags drauf: „Loriot war einer der größten deutschen Künstler unserer Zeit, ein feiner Mensch mit einem Hang zur Perfektion ... sein Tod (ist) daher nur äußerlich: Unsterblich ist er längst.“ Träume sind unsere Passion, Erfahrung und Wissen unser Handwerkszeug, Qualität unser Versprechen! Beim kochen verlassen Sie sich doch auch nicht auf die Fertiggerichte aus dem Supermarkt - oder? Sie wählen alles so aus, dass es Ihnen sicher schmeckt. Ein ganz persönliches, besonderes Menü, nichts wird dem Zufall überlassen. Denn Ihr Geschmack ist einzigartig. Warum also sollten Sie ausgerechnet bei Ihrer Urlaubsreise alles fertig von der Stange nehmen? Ihre Art zu reisen ist einzigartig! Genauso sollte diese doch auch geplant werden. Die Mitarbeiter der Starnberger Reise AG nehmen sich gerne die Zeit, Ihren Urlaub ganz individuell und persönlich zu planen. Seien Sie anspruchsvoll, denn wir sind es auch. Deshalb arbeiten wir bei der Planung und Durchführung Ihrer Reise auch nur mit Profis zusammen die Ihr Vertrauen wert sind. Ihre Reise sollte maßgeschneidert sein. Geniessen Sie unseren Service in einer unserer Geschäftsstellen in Ihrer Nähe. Wir freuen uns auf Sie! Reiseagentur 3en]berg GO City Center Bahnhofstr. 8, Penzberg Reiseagentur Starnberg GO City Center Maximilianstr. 24, Starnberg Reiseagentur Tutzing GO City Center Hauptstr. 52, Tutzing Luitpoldstr. 1, Söcking Tel.: 08151-26866-0 www.sta-ag.de www.seemagazin.de | SeeMagazin 2012 67