ANGELA KESSELRING Sie studierte Komparatistik, Kunst- und Medienwissenschaft sowie Rechtswissenschaft. Nach Stationen bei der Berliner Literaturund Medienagentur Graf & Graf, dem Frederking & Thaler Verlag in München und dem Goethe-Institut in New York übernahm sie 2005 die Leitung der Abteilung Redaktionsmarketing des SZ Magazins. Seit 2011 ist sie Leiterin von SZ Publishing und seit ??2016 Mitglied der Geschäftsleitung von SZ Scala. „Kann in Deutschland eigentlich auch ein Mann Bundeskanzlerin werden? Diese Frage meiner Tochter legt den Finger in die Wunde!“ Wir wollen Leserinnen dazu inspirieren, selbst aktiv zu werden. Es soll das Gefühl entstehen: Wir schaffen das gemeinsam. PLAN W ist momentan das einzige Magazin in Deutschland, das Frauen und Wirtschaft zusammendenkt und zusammenbringt. Wir veranstalten zusätzlich Netzwerk-Treffen. Karriere macht man ja nicht nur, weil man besonders gut oder fleißig ist – das sind Grundvoraussetzungen. Man braucht ein machtvolles Netzwerk – und das knüpfen wir gerade. Wieso sind Frauen so schlecht vernetzt? Wenn ich das wüsste … Ich habe mich schon immer gewundert, was diese Glasdecke soll. Ich habe mich nie benachteiligt gefühlt und immer gefragt: Warum kommen andere nicht weiter? Ich habe eine Mutter, die eine selbstbewusste Unternehmerin war, und bin mit dem Gefühl groß geworden, dass Frauen dasselbe schaffen können wie Männer. Ich muss es aber wollen, und ich muss es mir zutrauen. Frauen sind sehr ungnädig sich selbst gegenüber. Wir sind selbst unsere schlimmsten Verhinderer. Wir blicken nicht selbstbewusst auf unsere Stärken, sondern ständig auf Fehler. Sind die Frauen selbst schuld? Nein, schuld nicht. Es ist ein Mangel an Selbstverständlichkeit. Das sind tradierte Verhaltensweisen – und Verhalten zu ändern, ist schwer. Gucken Sie Filme, lesen Sie Bücher: Es ist immer der Prinz, der geheiratet werden soll, und dann wird das Leben gut. Ich finde es ja gut, wenn ich einen Prinzen habe. Aber es ist ganz toll, wenn ich den Prinzen nicht ständig fragen muss, ob ich mir ein Paar Schuhe kaufen darf. Das sind wahnsinnig mächtige, alte Bilder. Die haben wir im Kopf, solange wir ihnen keine neuen entgegensetzen.“ Und diese neuen Bilder finden wir jetzt in PLAN W? Genau. Deswegen ist mir das Magazin so ans Herz gewachsen, und nach jeder Ausgabe gefällt es mir besser, weil es ungewöhnliche Wege von Frauen nachzeichnet, die eines gemeinsam haben: Sie haben ihr Leben selbstbewusst in die Hand genommen und nach ihren eigenen Vorstellungen gestaltet. PLAN W nimmt den Druck raus, perfekt sein zu müssen. Wenn man andere Magazine liest, bekommt man ganz oft das Gefühl, sich selbst optimieren zu müssen. Die PLAN-W-Leserin soll lieber was ausprobieren und auch mal sagen: Mist, hat nicht geklappt, biegen wir halt woanders ab. Es geht darum, neue Wege aufzuzeigen und zu sagen: Es funktioniert.“ Wie ist denn die typische Leserin von PLAN W? Als ich mir Leserforschungsdaten angesehen habe, bin ich auf etwas Interessantes gestoßen: Die Abonnentinnen der SZ interessieren sich fast vier Mal mehr für Wirtschaftsthemen als der Durchschnittsleser. Das ist auch bei den Themenfeldern Geldanlagen, Aktien, Politik, Wissenschaft und Architektur so. Das fand ich sehr ermutigend, weil es gezeigt hat, dass ich mit meiner Idee für ein neues Magazin richtig lag. Wir haben ein sehr genaues Bild von der Leserin, für die wir PLAN W machen: gut ausgebildet, ambitioniert, offen für Neues und wissbegierig. Das Alter spielt dabei keine große Rolle. Wir sprechen Frauen an, die etwas bewegen wollen – das trifft auf 20- und 60-Jährige gleichermaßen zu. Wie findet Ihre elfjährige Tochter das Magazin? Sie hat mal was ganz Lustiges gesagt. Als ich zu Hause auf dem Fußboden über der Fotostrecke zu der Geschichte über Angela Merkel brütete, kam sie rein und fragte mich, was ich da mache. Ich habe ihr erklärt, dass das ein Magazin wird, das Frauen ermutigen soll, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie hat sich das genau angeguckt, nachgedacht und dann gefragt: Mama, kann in Deutschland eigentlich auch ein Mann Bundeskanzlerin werden? Mit dieser Frage hat sie den Finger in die Wunde gelegt, weil die Perspektive eines 2005 geborenen Mädchens natürlich eine ganz andere ist. Sie ist genauso viele Jahre alt, wie Merkel jetzt Kanzlerin ist. Aus ihrer Sicht ist eigentlich alles möglich. Sie haben SZ Scala erst vor kurzem gemeinsam mit Ihren Kollegen gegründet. Hat PLAN W auch geholfen, Ihre eigene Karriere voranzubringen? Seit letztem Jahr habe ich ein größeres Büro, mehr festangestellte Mitarbeiter und einen neuen Titel auf der Visitenkarte. Ich halte vor Führungskräften aus allen Branchen Vorträge, bin viel unterwegs, auch international. Und ich habe plötzlich Zugang zu machtvollen Menschen, mit denen ich wieder neue Projekte anstoßen kann. So gesehen: Ja, es hat sich viel verändert. Aber PLAN W ist dabei nur ein Mosaikstein, wenn auch ein sehr funkelnder. Das Magazin beweist, dass wir in der Lage sind, neue Projekte erfolgreich mit einer anspruchsvollen Redaktion umzusetzen. Ich bin dabei so etwas wie eine Markenbotschafterin. PLAN W hat also auch mir und SZ Scala geholfen, sichtbarer zu werden. FOTO: LUISE AEDTNER 24
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