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LfA Magazin Herbst/Winter 2017

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Zweimal jährlich realisieren wir für die LfA Förderbank Bayern das LfA-Magazin. Unternehmensnachfolge ist das Schwerpunktthema der Herbst/Winter-Ausgabe 2017.

Ein eingespieltes Team

Ein eingespieltes Team sind die Mitarbeiter rund um den Steinmetzmeister (Mitte) und seine Familie. Gemeinsam bewegen sie 40 Tonnen Stein pro Jahr größer werden die Aussage und das Empfinden. Die einzelnen Handwerksschritte, all die Bohrlöcher, Sägeschnitte oder unbehandelten Oberflächen, dürfen ruhig auch mal sichtbar bleiben.“ Je nach Aufwand arbeiten seine Kollegen und er zwischen einer Woche und drei Monaten an einem Grabmal. Im Durchschnitt sind es sechs Wochen zu Kosten, die zwischen 2.000 und 3.000 Euro liegen, aber auch mal auf 8.000 Euro steigen können. Trotzdem sei die Resonanz manchmal fast überwältigend, so Probst: „Einige Kunden hätten nie gedacht, dass sie sich mal auf einen Grabstein freuen würden.“ Die Übernahme der Steinmetzerei kam auf Empfehlung von Kollegen zustande. Ein erstes Telefonat mit dem Vorbesitzer Klaus Schlienz im Juli 2015, ein erstes Treffen, eine erste offene Unterhaltung. „Die Preisvorstellungen bei solch einer Übergabe sind halt zu Beginn sehr unterschiedlich“, erzählt Probst und schmunzelt. Drei Verhandlungsrunden und sechs Monate hat es gedauert, geplatzte Notartermine inklusive. Probst: „Auch bei den Banken herrscht ja nicht gerade pure Vorfreude, wenn es darum geht, ein Handwerksunternehmen, noch dazu in die Jahre gekommen, zu übernehmen. Da braucht man schon eine genaue Vorstellung, was man vorhat.“ Und die hatte der zweifache Vater Probst, dessen Lebensgefährtin studierte Betriebswirtin und ebenfalls selbstständig ist. Der Allgäuer entwickelte mit einem Unternehmensberater seines Vertrauens einen fundierten, taggenauen Businessplan. Später kamen dann auch die Raiffeisenbank und mit ihr die Förderberater der LfA dazu. Seine Idee: Neben den Grabmälern möglichst schnell Arbeiten als Restaurator an Land ziehen, dazu Aufträge für Kunst im öffentlichen Raum sowie Einrichtungsjobs in privaten Neu- und Altbauten. Und natürlich die regelmäßigen Mieteinnahmen aus dem Geschäftsund Wohnhaus in Lenzfried. Außerdem wichtig: eine professionelle Buchhaltung mit einer vernünftigen EDV, ein zeitgemäßer digitaler Auftritt und gute Erreichbarkeit per Telefon oder Mail: „Wir sind ehrgeizig, wir wollen den Markt anders präsentieren, und wir stehen zu den Steinen und zu unserer Arbeit.“ Nach anderthalb Jahren zieht der Jung unternehmer eine erste Zwischenbilanz: Die Grabmäler machen nur noch 60 Prozent des Geschäftes aus, der Gesamtumsatz aber hat sich schon jetzt verdoppelt. „Es hat sich alles bewahrheitet, was wir anfangs auf die Website geschrieben haben. Genauso ist es gekommen, und ich habe noch dazu eine gewisse Freiheit.“ Wobei nicht immer klar war, ob die Übernahme auch wirklich gutgehen würde. Das Geschäft war davor sehr statisch, Tendenz eher fallend. Und mehr als 600 Euro Startkapital konnte der junge Wilde aus Kempten nicht aufbringen. Aber dafür hat er viele Talente. FAKTEN Finanzierung Startkredit mit Haftungsfreistellung Gründungsjahr 1912 Standort Kempten Geschäftsfeld Steinmetzhandwerk Mitarbeiter 8 www.stein-kempten.de Mehr zur Arbeit von Daniel Probst finden Sie unter www.lfa.de/magazin Fotos: Sabrina Schindzielorz; Marlene Irausek 10 LFA MAGAZIN

MENSCHEN Untergebracht in einem denkmalgeschützten Gebäude, umrahmt vom Maxplatz auf der einen und dem Innenhof zur Ludwigstraße auf der anderen Seite, hat das Hotel Maxplatz seinen ganz eigenen Charme. Im Empfangsbereich mit dem historischen Kreuzgewölbe begrüßt ein gut gelaunter Martin Ströbel seine Gäste. Der Stolz auf das eigene Hotel, das er im Januar 2017 von seinen Eltern übernahm, ist nicht zu übersehen. Die Eltern haben das ehemalige Wohnhaus von 1823 in ein Hotel umgebaut. Mit nur 18 Zimmern ist es ein richtiger Familienbetrieb, um den Ströbel sich gemeinsam mit seiner Frau und drei weiteren Mitarbeitern kümmert. Die Monate nach dem Neustart liefen gut. Nach den ersten Renovierungsarbeiten wird bald auch das Personal aufgestockt. „Wir haben das Hotel übernommen, in dem ich aufgewachsen bin. Jetzt wollen wir es zeitgemäßer gestalten”, erzählt Ströbel. Der erste Schritt in diese Richtung war die Anschaffung von modernem Mobiliar für den Frühstücksraum sowie komfortablen Boxspringbetten für alle Zimmer. Eine neue energiesparende Heizungsanlage, Umstellung auf IP-Telefonie, die Einrichtung einer Überwachungsanlage, der Ausbau der WLAN-Verbindung und die Neugestaltung der Außenfassade mit neuem Logo sind ebenfalls schon abgeschlossen. Im Hotel Maxplatz wird sich noch einiges tun. Lobbybereich und Gastraum werden komplett umgestaltet, vom Boden bis zur Beleuchtung. Außerdem plant Ströbel gerade die Neuausrichtung der Zimmer. „Wir wollen das Hotel modernisieren, aber auch das Alte erhalten”, so das Konzept der neuen Generation. Es wird in Richtung Designhotel gehen. Aufgrund seiner Erfahrung in der Hotellerie macht der 41-Jährige vieles anders als seine Eltern. Von Kindesbeinen an mit den Abläufen der Hotelbranche vertraut, absolvierte ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT Vierzig Jahre lang führte das Ehepaar Karl Helmut und Hannelore Ströbel das Hofer Hotel Maxplatz. Jetzt ist Sohn Martin dran – mit frischem Elan und neuen Ideen TEXT MARLENE IRAUSEK Ströbel seine Ausbildung zum Hotelfachmann im elterlichen Betrieb. Danach folgten Stationen bei der Radisson-Hotelgruppe in den USA und bei Grecotel in Griechenland. Für Accor kommt Ströbel zurück nach Deutschland und bleibt der Hotelkette als General Manager verschiedener Häuser viele Jahre treu. Die Möglichkeiten, sich in einer großen Hotelkette selbst einzubringen, sind jedoch begrenzt. Auch für die Familie ist es eine Herausforderung, sich an den verschiedenen Standorten immer wieder neu einzuleben, und der Wunsch nach einem eigenen Hotel und einem fixen Wohnort wächst. „Darum haben wir die Chance der Übernahme genutzt”, berichtet der Vater von zwei Söhnen. Mit dem Nachfolger aus der Familie ziehen sich Karl Helmut und Hannelore Ströbel aus dem operativen Geschäft zurück. „Ich denke, es ist nicht ganz einfach für sie. Trotzdem sind sie beruhigt, an die nächste Generation übergeben zu haben”, sagt der Junior. Er kaufte seinen Eltern den Betrieb offiziell ab: „Ich habe noch zwei Brüder, und wir wollten alle eine klare und faire Lösung.” Über die Hausbank kam dabei die LfA mit ins Spiel. Sie fördert den Hofer in Form eines – im ersten Jahr tilgungsfreien – Startkredites. Eine große Hilfe für den Unternehmer, der erst mal kräftig in das Haus investiert: „Wir haben in der LfA einen tollen Partner gefunden und sind froh, dass sie uns so unterstützt.” FAKTEN Finanzierung Startkredit Gründungsjahr 1977 Standort Hof Geschäftsfeld Hotellerie Mitarbeiter 3 www.hotelmaxplatz.de www.lfa.de/magazin LFA MAGAZIN 11